
«Das Universum trennt sich nicht vom Menschen ab. Es ist der Mensch, der sich vom Universum trennt» (Dschju-yüen 1139-1192) .
Zen- Meditation=Religion=Strömung des Buddhismus=Spiritualität
ZEN bedeutet, durch Meditation (dhyana)zur inneren Einheit finden und mittels Selbstbeherrschung Erleuchtung zu erlangen. So lautet die Erklärung im Internet.
ZEN ist somit eine Lebensweise, die durch das Eintauchen in das Hier und Jetzt einen Bewusstseinszustand schafft, der die Grenzen des Ichs auflöst.
ZEN bedeutet auch, im Augenblick zu leben, ohne an die Zukunft zu denken und seine Gedanken zur Ruhe zu bringen. Dabei spielt die Konzentration auf das Atmen eine massgebliche Rolle. Die allseits beliebten Zen Gärten sollen den Betrachter beim Meditieren dabei unterstützen.
In Japan wird der schöpferischen Kraft in der Tuschemalerei traditionsmässig viel Raum geboten, einer Malerei, die den Menschen in den Geisteszustand des Nichtdenkens führt. Auch Ikebana (KADO=Weg der Blumen) beruht auf ZEN.

ZEN in der Kunst bedeutet, in einen asymmetrischen Gegenstand einzudringen, ihn von innen zu sehen, ihn in der Vorstellung zu vollenden oder ihn zurechtzurücken, während die symmetrische Kunst eine geschlossene und zurückweisende Form hat. All dies spielt sich im Kopf des Betrachters ab. Ein ZEN-Kunstwerk ist gleichsam einem ständigen Schaffensprozess unterworfen.

Asymmetrische Kunst: Die Bildelemente sind betont unregelmäßig angeordnet, Gleichmäßigkeit und Symmetrie werden vermieden. Eine Asymmetrie wirkt meist individuell, lebendig, fantasievoll und spontan, kann aber auch beliebig, chaotisch, orientierungslos und unsicher wirken.

Symmetrische Kunst: Die Bildelemente sind meist achsensymmetrisch angeordnet und liegen sich somit an einer Symmetrieachse, die waagerecht, senkrecht oder schräg verlaufen kann, spiegelbildlich gegenüber, wobei eine ausgewogene, geordnete Wirkung entsteht.

Die buddhistische Kunst, im Folgenden vor allem Architektur, Bildhauerei und Malerei mit Bezug zu Buddha, dem Dharma und dem Buddhismus im Allgemeinen, entwickelte seit ihren Anfängen vor rund 2500 Jahren ein komplexes und vielfältiges System der Ikonographie und Symbolik.
Wichtigstes Zeichen des ZEN- Buddhismus ist der Kreis (Enso -Japanisch), ein Symbol für Erleuchtung, Stärke, Eleganz, für das Universum und die Leere. Ihn zu malen ist für ZEN- Liebhaber ein tägliches Muss. Das Ergebnis, die Form des Kreises, ist ein Bild ihrer inneren Gefühlslage.

Im damaligen Japan schufen die Mönche Bilder in einem Zustand der Meditation. Ihr Medium war die Tusche in fester oder löslicher Form. Das Malen mit Tusche hat inzwischen Europa erfasst.

Die, für die Malerei üblicherweise verwendeten Papiere, sind saugfähig, lassen die Flüssigkeit fliessen, was den Prozess vereinfacht.

Traditionelle Japanpapiere sind aus den Fasern der Rinde des Gampi-Baums, des Mitsumata-Strauchs oder Papiermaulbeerbaums hergestellt.

Aber meines Erachtens ist sie auch auf andere Malweisen übertragbar, und zwar auf jeden künstlichen Arbeitsprozess, er sich in Spontanität äussert, dem eine Meditation vorausging. Sie lässt sich ohne weiteres in der Aquarell Malerei anwenden, vorausgesetzt, sie ist asymmetrisch.

Mit Tusche zu arbeiten hat den Vorteil, dass sich die Farbe ohne Druck des Pinsels auf dem Papier verteilt. Der Nachteil ist, dass man zügig arbeiten muss, um das Verlaufen in Grenzen zu halten, was bei den Aquarellfarben ausbleibt.


Wenn du in diese Malerei eintauchen willst, ist es ratsam, dein Umfeld von allem Unnötigen zu befreien.
Lege dir Papier, einen weichen Pinsel in der Grösse 8 oder 10, Farben (in diesem Fall INDIGO) und ein Glas Wasser zurecht. Setze dich aufrecht auf einen Stuhl und versuche, zu entspannen. Stelle dir z.B. Wasser oder Bäume vor. Betrachte das Objekt vor dir in Ruhe und lass es auf dich wirken.
Dann beginne mit einfachen Pinselstrichen, indem du von oben nach unten arbeitest. Setze die Spitze des Pinsels auf das Papier, drücke ihn, während du ihn nach unten ziehst, leicht auf das Papier, damit sich die Farbspur verbreitert. Halte die Hand locker und hebe den Pinsel immer wieder leicht an, um ihn dann erneut zu gebrauchen.
Versuche das Ganze einmal im Stehen. Oft ist man dann entspannter. Der Pinsel sollte über das Papier fliessen.


Übe, bis du mit dem Ergebnis zufrieden bist. Greife auch einmal zu unterschiedlichen Farben. In einer weiteren Übung versuche dich am Bambus.


Pinsel ansetzen, andrücken, abheben und erneut andrücken!

Auch hübsch wirken zarte Blätter. Mit der gleichen Vorgehensweise male Obst. Achte darauf, mit wenigen Pinselstrichen ein Ergebnis zu erzielen. Lass dich vom Pinsel führen! Versuche nicht zu korrigieren! Wenn du später ein Bild vervollkommnen willst, ist die Umrissmalerei eine ergänzende Technik. Dazu komme ich später.

Es ist nicht immer einfach, abzuschalten und den Alltag hinter sich zu lassen. Für die ZEN- Malerei ist die Ruhe aber von grosser Bedeutung. Wir müssen uns ganz auf das Objekt, das wir beabsichtigen zu malen, einlassen. Der Pinsel ist unser verlängerter Finger, mit dem wir der Linie folgen.

In der Einfachheit liegt Poesie. Jeder einzelne Pinselstrich kann Alles ausdrücken.

Blumen betrachten heisst, sich in eine friedliche Welt zu versenken. Wir spüren ihre Sanftheit, die sich auf uns überträgt.

Hierfür eignen sich die Aquarellfarben fast besser als flüssige Tusche, da sie transparenter ist und somit leichter wirkt.
Wenn du sicherer bist in deiner Pinselführung wage dich an Tiere, wie z.B. Vögel. Sie sind ein dankbares Sujet aber nicht einfach.

Auch hier versuche, mit möglichst wenigen Pinselbewegungen, die Form zu erreichen. Diese Übung wurde mit der Aquarellfarbe INDIGO gemacht.


Mit der Zeit entdeckst du, dass ein "unfertiges" oder ein "asymmetrisches" Bild sich in deinem Kopf vervollständigt und von ihm vollendet wird.
Kunst kann ein Ausdruck von Spiritualität sein, was Vielen nicht bewusst ist.
Ich wünsche euch viel Freude am Malen und inneren Frieden.
Katharina
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