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  • Katharina Proch Pleiss - Malschule Obfelden

Homeschooling-Selbstportraits von Künstlerinnen Teil 4

Aktualisiert: 15. Okt. 2023



„Ich habe das, was van Gogh in seinem Alter erreicht, nämlich jene unerhörte Leichtigkeit des Striches, schon jetzt erreicht.“

Charlotte Salomon



Um meinen Leser*innen und Schüler*innen Mut zu machen, sich an ein Selbstportrait zu wagen, bringe ich von Zeit zu Zeit im Blog Biografien anderer Künstler und Künstlerinnen, die sich auf diese Weise verewigten. Sie sollen aufzeigen, was es für Möglichkeiten gibt, sich selbst darzustellen und wie sich diese Person selbst wahrnimmt. Es ist ja auch immer die Frage, wie will ich, dass mich die Menschen sehen, was sollen sie von mir denken, was in Erinnerung bleiben.

Katharina



Charlotte Salomon 1917-1943

Nadia Khodossevitch Léger (Nadia Petrova) 1904-1982

Emma Kunz 1892 - 1963

Käthe Kollwitz 1867 - 1945

Mona Hatoum 1952



Charlotte Salomon 1917-1943

Charlotte Salomon


Charlotte Salomon war die Tochter eines Arztes, der auch Erfinder der Mammografie ist. Sie wuchs in Berlin, Charlottenburg, in einem bürgerlichen, und jüdischen Umfeld auf. Ihren Namen erhielt sie nach der Schwester der Mutter, die sich als junges Mädchen ertränkte. Als sie neun Jahre alt war nahm sich ihre manisch-depressive Mutter ebenfalls das Leben. Vier Jahre später heiratete ihr Vater die Konzertsängerin Paula Lindberg. Charlotte besuchte eine Schule für höhere Töchter, welches sie ein Jahr vor dem Abitur verliess auf Grund von antisemitischen Anfeindungen. Ihre Einsamkeit erträgt sie, indem sie zeichnet und malt. Ein Besuch der Berliner Kunstakademie endet nach zwei Jahren. Ihre jüdische Herkunft machte ihrer Ausbildung ein Ende. Charlotte schult sich eigenständig weiter anhand von Kunstbüchern.

Die politische Lage spitzt sich zu. Ihr Vater und ihre Stiefmutter verlieren ihre Arbeit. Charlottes Vater wird ins KZ Sachsenhausen geschickt, doch es gelingt Charlottes Stiefmutter, ihn mit falschen Papieren zu befreien. Man schickt Charlotte zu den Grosseltern nach Südfrankreich und emigriert selbst nach Amsterdam. Bei Kriegsausbruch nimmt sich die Grossmutter das Leben.

Es ist, als ob die ganze Familie von Todessehnsucht besessen war. Unbewusst muss Charlotte geahnt haben, dass auch ihre Zeit begrenzt ist. Sie malte wie in einem Rausch an einem Zyklus mit mehr als tausend Gouachen. In ihnen beschrieb sie ihr Leben und erzählte ihre Familiengeschichte. Ihre Malerei lenkte sie ab von der Todesahnung. Sie übergab in Südfrankreich einen Koffer mit all ihren Werken einem jungen Arzt und sagte:

„Das ist mein ganzes Leben.“

Charlotte heiratete den österreichischen Flüchtling Alexander Nagler und wird schwanger. Als sie sich im 5. Monat befindet, wird das Paar denunziert und ins KZ nach Ausschwitz gebracht, wo Charlotte 1943 vermutlich vergast wurde. Ihr Ehemann starb 1944 an den Folgen der unmenschlichen Haftbedingungen.


Ihre teils berührenden Bilder wurden später in etlichen Ausstellungen gewürdigt. Der Bestsellerautor David Foenkinos schuf unter dem Titel "Charlotte" einen Roman über ihr Leben, der über eine halbe Million mal verkauft wurde.



Nadia Khodossevitch Léger 1904-1982




Wie schon im Beitrag über die Selbstportraits von Künstlern Teil 4 bemerkt, war Nadia Khodossevitch die zweite Ehefrau des französischen Künstlers Fernand Léger. Zuvor war sie verheiratet mit dem polnischen Maler Stanislaw Grabowski.

Nadia wurde in Weissrussland geboren. Mit 13 Jahren flüchtete sie mit ihrer Familie vor dem Ersten Weltkrieg und dem Hunger nach Zentralrussland. Mit 15 Jahren besuchte sie den Palast der Künste, um dort das Malen und Zeichnen zu studieren.

Ende 1921bildete sie sich an der Hochschule für bildende Künste in Warschau weiter. 1924 heiratete sie den polnischen Maler Grabowski und ging nach Paris, wo sie unter der Leitung von Léger und Amèdèe Ozenfant zeitgenössische Kunst studierte. Sie hatte aussergewöhnliches Talent, was Léger veranlasste, ihr die Stelle einer Assistenzprofessorin an seiner Akademie anzubieten.


















Nadia hatte Erfolg. Gemeinsam mit ihrem Mann stellte sie ihre Werke in Galerien aus, sowie auf etlichen Kunstausstellungen. Ihre Arbeiten zeigten geometrische Formen auf Leinwand, beeinflusst von Hans Arp. Grabowskis Werke waren dagegen vom Kubismus und Purismus inspiriert und zeigten häufig Akte, sowie Stillleben.

1927 trennten sich Nadia und Stanislaw nach der Geburt ihrer Tochter. Nadia pflegte regen Kontakt zur polnischen Avantgarde und arbeitete nach wie vor an der Akademie von Lèger. Bald schon änderte sie ihren Malstil. 1933 trat sie der Kommunistischen Partei bei und engagierte sich zugunsten der Volksfront. Sie beteiligte sich an kollektiven Ausstellungen mit der Arbeit an gemeinsamen Werken.


Während der Besatzungszeit blieb das Atelier von Léger geschlossen. Er selbst flüchtete nach Amerika während Nadia in den Untergrund abtauchte. Sie stellte ihr Talent in den Dienst der PCF (Kommunistischen Partei Frankreichs), malte unaufhörlich weiter und schuf riesige Portraits, welche die Massenveranstaltungen schmückten.


















1952 heiratete sie Fernand Léger und stellte ab diesem Zeitpunkt ihre Bilder unter dem Namen Nadia Petrova aus. Nach seinem Tod 1955 richtete sie für die Werke ihres Mannes in Biot, Frankreich, ein Museum ein und verwandelte 1970 sein Geburtshaus in Lisores, Normandie, in ein Farm-Museum Fernand Léger.


Museum in Biot

Sie war die alleinige Begünstigte seines Nachlasses und hatte auf Grund dessen die Möglichkeit, sich ganz ihrer Kunst zu widmen. Es entstanden hundert monumentale Mosaikportraits, angefertigt von dem Malerpaar Lino und Heidi Melano, die Nadia 1972 der UdSSR spendete.

Zurückgezogen auf ihrem Grundstück in Callian starb sie 1982.



Emma Kunz 1892-1963



Emma Kunz war eine Schweizer Heilpraktikerin, Radiästhesistin und Künstlerin. Sie arbeitete zu Beginn als Heilpraktikerin bevor sie internationalen Ruhm erlang durch ihre Kunst. Schon in der Schulzeit war sie fasziniert von aussergewöhnlichen Erscheinungen, der Telepathie und der Prophetie und baute diese später in ihre Heilpraktiken ein. Sie benutzte häufig das Pendel, welches auch ihr Malmedium werden sollte. Sie selbst war überzeugt von ihren Fähigkeiten, Kräfte, die im Menschen schlummern, aktivieren zu können. Oft grenzten ihre Erfolge an Wunder.

Sie entdeckte 1942 ein Heilgesteins, dem sie den Namen "AION A" gibt.

1941 soll ein gewisser Anton C. Meier als erster Patient durch AION A von den Nachwirkungen seiner Kinderlähmung geheilt worden sein. Seitdem setzen viele Schweizer Heilpraktiker und Therapeuten das Mittel bei rheumatischen Leiden, Sportverletzungen und Verletzungen von Muskeln, Sehnen und Bindegewebe ein. In der Schweiz ist es in Apotheken und Drogerien erhältlich.

Den Kraftort im Aargau, wo sie dieses Gestein entdeckte, kann man heute besichtigen.



Ab 1938 schuf Emma Kunz grossformatige Bilder auf Millimeterpapier. Ihr bildnerisches Werk umschrieb sie wie folgt: "Gestaltung und Form als Mass, Rhythmus, Symbol und Wandlung von Zahl und Prinzip". Als visionäre Künstlerin hinterliess sie ein faszinierendes Bildwerk, das verschlüsselt ein unermessliches Wissen enthält. Die Bilder sind wohl der direkteste Weg, die Persönlichkeit von Emma Kunz zu erfahren.














zwei Werke von Emma



Käthe Kollwitz 1867-1945



In meinem Beitrag Nr.137 vom 8.Februar 2023 berichtete ich über das Leben von Käthe Kollwitz.

Sie zählt zu den bekanntesten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Der Grund, weshalb ich sie hier nochmals erwähne ist, das viele ihrer Werke zurzeit im Kunsthaus Neubau in Zürich zu sehen sind, zusammen mit Installationen von Mona Hatoum, einer palästinensisch-britischen Künstlerin. Beide beziehen in ihren Arbeiten Stellung zu gesellschafts-politischen Themen wie Krieg und Armut.

Von Käthe Kollwitz existieren Selbstportraits in Form von Zeichnungen, Aquarellen und Drucktechniken. Häufig stand sie selbst Model für ihre grafischen Zyklen.

Beispiele:


Frau mit totem Kind

Selbstportrait von Käthe Kollwitz



Mona Hatoum, geb.1952 in Beirut, Libanon

Die studierte palästinensisch-britische Künstlerin wurde mit Video Arbeiten, Installationen, Skulpturen und Objekten bekannt., die vor allem die Verletzlichkeit des Individuums thematisieren. Während eines Ferienaufenthalts 1975 in London brach im Libanon der Krieg aus und sie konnte nicht mehr zurückkehren. Sie blieb in England und besuchte dort die Kunstschulen. Für ihre Arbeit erhielt sie später den Turner Prize.


Ich empfehle diese Ausstellung sehr, zumal auch der Besuch eines Museums, laut neuester Forschung, sich positiv auf die Gesundheit auswirkt und vor allem Stress abbaut. Nach einem dreimonatigem Pilotprojekt belgischer Ärzte, in Zusammenarbeit mit dem Brugman Krankenhaus in Brüssel, können Ärzte nun ihren Patienten bis zu 50 Museumsbesuche im Jahr verschreiben. Behandlungen für die psychische Gesundheit seien im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie besonders relevant, betont Frau Delphine Houba, Kultur und Tourismus- Beauftragte in Brüssel.


Ich grüsse euch Katharina


PS Bilder teilweise von Wikipedia entliehen




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