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  • Katharina Proch Pleiss - Malschule Obfelden

Homeschooling-Abstraktion 3

Aktualisiert: 5. Aug. 2022


«Oase» Aquarell


Viele Menschen finden beim Betrachten eines abstrakten Gemäldes, sie wären auch in der Lage, dieses Bild zu malen.

"Ist abstrakte Kunst einfach herzustellen? Können das auch Laien? Braucht es dazu lediglich einen Malgrund und ein Medium? "

Dazu gab es schon verschiedentlich psychologische Untersuchungen.

Man wählte mehrere Bilder der Expressionisten aus, die in einem Kunstbuch erwähnt wurden und liess sie von namhaften Forscherinnen ähnlich gemalten Bildern von Kindern und Affen gegenüberstellen. Die Bilder eines Paares sollten sich dabei oberflächlich ähneln und in mindestens zwei Eigenschaften wie Farbe oder Linienführung übereinstimmen. Die Bildunterschriften tauschte man aus. Dabei stellte man fest, dass sogar Laien die Bilder echter Künstler, von denen der Kinder unterscheiden können.


Ich will hier keine Lanze brechen für die Kunst von abstrakten Künstlern, stelle jedoch fest, dass es sich so mancher Kunstschaffende zu einfach macht. Es ist nicht damit getan, einfach ein paar Farben auf einen Untergrund zu setzen und ihren Lauf dem Zufall zu überlassen. Wahre Kunst hat einen Hintergrund, ist die Widergabe eines Gefühls, entspringt dem Wunsch, einem Objekt oder einer Atmosphäre eine Form zu geben.


Jackson Pollock, ein Amerikaner, war ein gefeierter Künstler des Abstrakten Expressionismus. Er schuf grossformatige Werke, die keinerlei Beziehung zur Wirklichkeit hatten, indem er grosse Leinwände mit Farblinien überzog und nannte es Action Painting. Seine Quelle war sein Unterbewusstsein.



Jackson Pollock







Es waren psychische Probleme und der Alkohol, der ihn zu Höchstleistungen antrieb. Er starb bei einem Autounfall.


Wassili Kandinsky


Wassily Kandinsky, ein russischer Maler, Grafiker und Kunsttheoretiker, der auch in Deutschland und Frankreich lebte und wirkte, gehörte ebenfalls zu den Wegbereitern der abstrakten Kunst. Mit Franz Marc gründete er in München die Redaktionsgemeinschaft „Der Blaue Reiter“. Hier lernte er auch seine spätere Lebensgefährtin, die Malerin Gabriela Münter kennen.


Farben und Formen

Kandinsky besaß eine außergewöhnliche bildnerische Intelligenz und hatte ein ausgeprägtes Empfinden für Farbe und Form. Er ordnete den Farben tiefere Bedeutungen und Assoziationen zu und stellte sie in Gegensatzpaaren gegenüber:

  • Blau (kalt, Himmel, Übersinnliches, Unendlichkeit und Ruhe, konzentrisch) – Gelb (warm, irdisch bis zu aufdringlich, aggressiv, exzentrisch)

  • Schwarz (dunkel) – Weiß (hell)

  • Rot – Grün

  • Orange – Violett

Kandinsky ging von der Synästhesie (Verschmelzen verschiedener Sinneseindrücke) aus und ordnete den Farben verschiedene andere Sinneseindrücke zu, der Farbe Blau beispielsweise die Eigenschaften „weich“ und „aromatisch“, der Farbe Gelb hingegen „scharf“ und „stechend“.

„Der Punkt ist Urelement, Befruchtung der leeren Fläche. Die Horizontale ist kalte, tragende Basis, schweigend und ‚schwarz‘. Die Vertikale ist aktiv, warm, ‚weiß‘. Die freien Geraden sind beweglich, ‚blau‘ und ‚gelb‘. Die Fläche selbst ist unten schwer, oben leicht, links wie ‚Ferne‘, rechts wie ‚Haus‘.“

– Wassily Kandinsky: Punkt und Linie zu Fläche (1926)

Des Weiteren versuchte er die Zugehörigkeit bestimmter Farben zu bestimmten Formen nachzuweisen:

  • Blau – Kreis

  • Rot – Quadrat

  • Gelb – Dreieck


Improvisation 26, 1912

Mit dem zunehmenden Abstraktionsgrad seiner Bilder entwickelte Kandinsky eine Art Grammatik, die es ihm möglich machte, in der Gegenstandslosigkeit zu arbeiten. Als Vorbild diente ihm hierbei die Musik, wo es möglich ist, Gefühle durch Noten auszudrücken. Ähnlich wie in der Musik teilte er seine Werke in drei Gruppen ein:

  • „Improvisationen“: unbewusste, plötzliche Vorgänge in der „inneren Natur“, dem Charakter

  • „Impressionen“: Eindrücke aus der äußeren Natur

  • „Kompositionen“: sich langsam bildende Ausdrücke des Charakters, die beinahe pedantisch geprüft und ausgearbeitet werden; das Bewusste steht im Vordergrund.

Die Grundidee bei diesen Bildern ist das Hören von Farben bzw. das Sehen von Klängen. Ziel der Kunst ist die Farbharmonie und das Berühren der menschlichen Seele. Dazu ordnet er „Farbklänge“ zu „Farbsymphonienan, die – ähnlich wie die Töne und Klänge in der Musik – Harmonie- oder Dissonanz Gefühle auslösen.

Wikipedia














Gabriele Münter Selbstportrait


Gabriele Münter zählt zu den bedeutendsten Künstlerinnen der Moderne. Sie zeigte schon früh ein Talent für künstlerische Bildkompositionen und erfand sich immer neu. Ihr Schaffen wurde weitgehend mit dem Namen Wassili Kandinskys erwähnt da sich die Malerei damals in Männerhand befand.

Ab dem 29.01.2022 ist die Retrospektive ihrer Werke im Zentrum Paul Klee, Bern, zu sehen.


Kandinsky bezeichnete sich selbst als Schöpfer des ersten abstrakten Bildes der Welt. Die Forschung widerlegte diese Behauptung und setzte die Malerin „Hilma af Klint“ mit einer Serie kleinformatiger abstrakter Bilder auf den Sockel.
















Hilma af Klint


Hilma af Klint war eine schwedische Malerin. Sie ist eine Pionierin der abstrakten Malerei und gilt als eine der hervorragenden Malerinnen des frühen 20.Jahrhunderts.



Als ich begann, mich mit der Abstraktion zu beschäftigen, war ich zunächst ratlos. Wie sollte ich ein Objekt vereinfachen und in seine Bestandteile zerlegen, ohne ihm seinen Charakter zu nehmen? Ich bin weder psychisch angegriffen noch Alkoholikerin.

Die Aquarellmalerei half mir dabei. Denn Farben sind körperlich erfahrbar. Wir setzen sie ein, um die Wirkung eines Gemäldes zu steigern.

Ich weiss, dass z.B. die Farbe BLAU Kälte suggeriert und eine melancholische Atmosphäre schafft. (Wasser, Himmel, Schatten) Man setzt sie ein, um die Durchsichtigkeit eines Himmels oder eines Sees darzustellen.

Die Farbe ROT bringt man mit Hitze und Blut in Verbindung. Setze ich sie neben oder in einen grünen Farbton, so betont sie die grüne Fläche.


Farben werden grundsätzlich eingeteilt in KALTE und WARME Eigenschaften. Aber ACHTUNG! Breche ich eine Farbe mit WEISS, so wird sie kälter. Breche ich eine Farbe mit SCHWARZ, so wirkt sie giftig, krank und verliert ihren strahlenden Charakter.

Brechen einer Farbe bedeutet, ihr mit einer anderen Farbe ihre Reinheit nehmen, sie also zu vergrauen.


Möglichkeiten, etwas in eine abstrakte Form zu bringen:


a) Ich kann allein mit Farben ein Gefühl wiedergeben. (Wie bei Jackson Pollock)


"Lichtblick" Digital Art K.Proch


"Sommertag auf dem Dorf" Aquarell K.Proch



b) oder ich vergrössere das Objekt überdimensional


«Herbstimpression» Mischtechnik K.Proch

(Vorlage waren die orangeroten Laternchen, die in der Herbstzeit erblühen)


Wenn ich das Äussere eines Objekts vereinfache und in eine geometrische Form bringe, abstrahiere ich automatisch.

Vergrössere ich ein Objekt oder nehme ich einen Ausschnitt entsteht auch eine gewisse Abstraktion.

Beispiel: Lauch, (ist gleichzeitig eine Farbübung)


"Lauchvariationen" Aquarell K.Proch


Eine Abstraktion erhalte ich ebenfalls, indem ich ein Farbmuster erstelle mit den Farben, die ich im Objekt vorfinde.



Versucht euer Glück. Es macht Freude.


Ein wundervoll poetisches Gedicht möchte ich euch noch mit auf den Weg geben:

Von Carlo Karges (1951-2002), einem Gründungsmitglied der deutschen Rockband "NOVALIS"

«Wer Schmetterlinge lachen hört, der weiß, wie Wolken schmecken der wird im Mondschein, ungestört von Furcht die Nacht entdecken. Der wird zur Pflanze, wenn er will, zum Tier, zum Narr, zum Weisen, und kann in einer Stunde durchs ganze Weltall reisen. Er weiß, dass er nichts weiß, wie alle andern auch nichts wissen, nur weiß er, was die anderen und er noch lernen müssen. Wer in sich fremde Ufer spürt, und Mut hat sich zu recken, der wird allmählich ungestört von Furcht sich selbst entdecken. Abwärts zu den Gipfeln seiner selbst blickt er hinauf, den Kampf mit seiner Unterwelt nimmt er gelassen auf. Wer Schmetterlinge lachen hört, der weiß, wie Wolken schmecken, der wird im Mondschein, ungestört Von Furcht die Nacht entdecken. Wer mit sich selbst in Frieden lebt, der wird genauso sterben und ist selbst dann lebendiger als alle seine Erben.»


Dieses Gedicht hat mich berührt. Ich hoffe, es gefällt euch ebenso.


Gruss Katharina


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