Aquarellieren von Federn Teil 4
- Katharina Proch Pleiss - Malschule Obfelden
- 18. Mai
- 6 Min. Lesezeit
Anregungen für Abstraktionen

Der Frühling hat uns die Vögel zurückgebracht, wenn sie auch längst nicht mehr so zahlreich sind wie früher. Die Malfrauen, die Mittwoch nachmittags zusammenkommen, um zu Aquarellieren, haben als Objekt erneut die Federn gewählt. Zwischen meinen Texten werde ich vereinzelt ihre unterschiedlichen Arbeiten einfügen.

Sich über eine längere Zeit mit dem gleichen Sujet zu befassen, empfehle ich allen Schülern und Schülerinnen sehr. Man taucht ein in das Objekt, lernt es kennen und gleichzeitig schult man seinen Blick für das Wesentliche.

Die einfachste Darstellung ist oft die schönste. Obwohl das Einfache manchmal am schwierigsten darzustellen ist.
Wie auch immer ihr aufgestellt seid, Federn zu malen, ob in der Aquarelltechnik, nass in nass oder in der Lasurtechnik, ob mit oder ohne Liner, mit einer Rohrfeder oder ganz einfach als Bleistiftzeichnung, lasst eurer Fantasie freien Lauf.
Niemand macht euch Vorschriften.
Spielt mit den Malmedien, benutzt unterschiedliche Papiersorten, spitze oder breite Pinsel, zeichnet einmal blind und lasst den Stift frei über den Malgrund wandern. Nichts macht mehr Freude. Vergesst die Vorbilder!
Für die, die dennoch ein wenig Anregung benötigen, gibt es im Internet genügend Informationen.
Hier einige Beispiele



von Adolphe Millot
Wenn wir uns in der Geschichte der Malerei umsehen, gab es viele Künstler, die sich mit der Abbildung von Vögeln und Federn beschäftigten. Einer von ihnen war der Maler Max Ernst.

Vogelbilder von Max Ernst

(eigentlich Maximilian Maria Ernst, war ein bedeutender Maler, Grafiker und Bildhauer deutscher Herkunft, dem 1948 die amerikanische und 1958 die französische Staatsbürgerschaft verliehen wurde. Er schuf rätselhafte Bildkombinationen, Gemälde, Collagen und Skulpturen und erweiterte seine Techniken ständig.
Als eins von 9 Kindern eines Taustummenlehrers wuchs er im Rheinland auf. Er studierte von 1910 bis 1914 zunächst Altphilologie, Philosophie, Psychologie und Kunstgeschichte an der Universität Bonn und kam mit den Schriften Sigmund Freuds in Berührung, was ihn veranlasste, sich vermehrt der Kunst der Geisteskranken zu befassen.
Er besuchte oft die Museen in Köln und interessierte sich für die flämischen Meister wie Hieronymus Bosch und Pieter Bruegel sowie für die deutsche Romantik, besonders für Caspar David Friedrich. Die Malerei übte er zu diesem Zeitpunkt nur autodidaktisch aus. Später gründete er mit Johannes Baargeld und Hans Arp die Kölner Dada-Gruppe.
1922 ließ er seine Familie zurück und zog nach Paris, wo er sich dem Kreis der Surrealisten um André Breton anschloss und zu einem der wichtigsten Mitglieder im künstlerischen Bereich der surrealistischen Bewegung wurde.
Von August 1914 bis November 1918 war Max im Ersten Weltkrieg in Frankreich und Polen im Einsatz. 1918 wurde er gegen seinen Willen zum Leutnant befördert. Am 7. Oktober 1918, kurz vor dem Ende des Kriegs, heiratete er in einer Kriegstrauung seine Studienfreundin, die promovierte Kunsthistorikerin Luise Straus, die Tochter des jüdischen Hutfabrikanten Jacob Straus, in Köln. Der gemeinsame Sohn Hans-Ulrich, der später unter dem Namen Jimmy Ernst in den USA als surrealistischer Maler bekannt wurde, kam 1920 zur Welt. Die Rückkehr aus dem Krieg empfand Max Ernst als Wiedergeburt: Wikipedia

Luise Straus-Ernst, auch Louise Ernst, Louise Straus, Louise Ernst-Straus oder Luise Ernst-Straus, genannt Lou (1893-1944) gestorben im KZ Auschwitz, war eine deutsche Kunsthistorikerin, Journalistin und Künstlerin sowie die erste Ehefrau des surrealistischen Künstlers Max Ernst und Mutter von Hans-Ulrich (Jimmy) Ernst. Ihre Ehe wurde 1926 geschieden.

Jimmy Ernst (1920-1984) war ein deutsch-amerikanischer Maler.


links: silent protest rechts: windy day
Bilder von Jimmy Ernst
Max Ernst zog 1922 nach Paris und wohnte bei Paul Eluard und dessen Frau Gala in einer ménage à trois. Gala war die spätere Gefährtin und Frau von Salvador Dalí. Jimmy blieb bei seiner Mutter und Maja Aretz, der treuen Haushälterin aus der Eifel, in Köln.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er mehrmals in Frankreich interniert, konnte zusammen mit der Kunstmäzenin Peggy Guggenheim, seiner späteren dritten Ehefrau, fliehen und wählte, wie viele andere europäische Künstler, 1941 als Exil die USA. 1953 kehrte er mit seiner vierten Ehefrau, der Malerin Dorothea Tanning, nach Frankreich zurück.


Max Ernst gehört, wie John James Auduon und Vincent van Gogh zu den Künstlern, die Vögel oder vogelähnliche Gestalten in ihren Werken dargestellt haben,
Max Ernst entwickelte in den 1930 Jahren das Alter Ego "Vogelobren Hornebom" und "Loplop", vogelähnliche Gestalten.

Er hatte eine magische Beziehung zu Vögeln, die sich aus einer Erzählung seiner Mutter ergab. Hierbei soll diese ein Vogelei in ein Adlernest gelegt haben, aus dem der junge Max entschlüpfte.
Auch das vermeintliche Ableben seines rosa Kakadus und die gleichzeitige Geburt seiner jüngsten Schwester beeinflussten seine Fantasie. "Schnabelmax" war eine weitere Identitätsfigur des Malers und Dichters Max Ernst.
Zu diesem Alter Ego schuf er das bebilderte Taschenbuch: "Schnabelmax und die Nachtigall", zu kaufen bei Kleine Bücherei-Nautilus.

Das teuerste Gemälde von Max Ernst ist "The stolen Mirror aus dem Jahr 1941, das für 16,3 Millionen Dollar versteigert wurde. Das Ölgemälde misst 65 mal 81 cm. Es zeigt eine Landschaft mit Frauenakten, die von Pflanzen und Tieren umgeben sind. Das Gemälde war zunächst im Besitz des Surrealismus-Sammlers Edward James. Später kaufte es Max Ernsts Sohn Jimmy zurück.


John James Audubon (1785-1851), mit vollem Namen John James La Forest Audubon, war ein US-amerikanischer Ornithologe und Zeichner. In seinem Hauptwerk" Die Vögel Amerikas" beschrieb er auch einige Pflanzenarten.

Zurück zu den Federn und der Abstraktion
Der Begriff Abstraktion war einst eine Sammelbezeichnung für die Kunstrichtung nach dem 19. Jahrhundert. Damals waren die Künstler auf der Suche nach einer völlig neuen Darstellung.
Sie hat auch heute einen grossen Stellenwert, obwohl sie oft falsch verstanden wird.
Das Wort Abstraktion bezeichnet laut Wikipedia, meist den induktiven Denkprozess des erforderlichen Weglassens von Einzelheiten und des Überführens auf etwas Allgemeineres oder Einfacheres. Einen induktiven Denkprozess ist ein Bottom-up-Ansatz, bei dem Forscher Wissen konstruieren und neue Theorien vorschlagen, die sich aus den Daten ergeben. Bei der induktiven Argumentation geht es darum, eine Theorie von Grund auf zu entwickeln, wie bei einem im Bau befindlichen Gebäude. Wikipedia
Ich versuche einmal, dies mit einfachen Worten wiederzugeben und in die Malerei zu übertragen:
Das Wort Abstraktion kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie abziehen, entfernen oder trennen. Ich lasse z.B. bestimmte Dinge weg, vereinfache sie oder versetze sie an einen anderen Ort (trennen). Ausgehend vom vorhandenen, realen Objekt verändere ich die Form.
Die bekannteste Abstraktion, die wir noch aus dem Kindsein kennen ist: Punkt, Punkt, Komma-Strich-fertig ist das Mondgesicht.

Das Abstrakte ist, im Gegensatz zum Absoluten, immer bezogen auf etwas, es besteht eine Relation auf etwas Konkretes.
Wichtig: Die Farbe einer Schattenpartie ist immer kälter als die dem Licht zugewendete.
Grundsätzlich setzt sich die Farbe eines Schattens zusammen aus: der Lokalfarbe und der
Farbe der Umgebung, des Untergrundes. Immer ist aber eine Spur der Komplementärfarbe
darin enthalten. Mit den Schatten kann ich ein Bild modellieren und ausbalancieren. Es kann
mir als verbindendes Element dienen.

Bei der Abstraktion eines Gegenstandes verzichtet man auf eine präzise Darstellung. Man transportiert Gefühle oder Emotionen in das gestalterische Element., löst sich von der Realität.
Das kann geschehen mittels Farben oder Formen oder auch durch die Verwendung artfremder Materialien.
Um sich an die abstrakte Wiedergabe zu trauen, braucht es zu Beginn Mut. Negative Reaktionen des Umfelds hemmen oft den Versuch. Ich empfehle, Schritt für Schritt an die Verwirklichung heranzugehen.


Auf dem rechten Foto erhielten Erikas Federn einen zarten Anstrich. Der seitliche Schatten gibt ihnen eine plastische Körperhaftigkeit.

Spielt mit den Malmedien, benutzt unterschiedliche Papiersorten, spitze oder breite Pinsel, zeichnet einmal blind und lasst den Stift frei über den Malgrund wandern. Nichts macht mehr Freude. Vergesst die Vorbilder!
Für die, die dennoch ein wenig Anregung benötigen, gibt es im Internet genügend Informationen.
Mein Vorschlag für die Gestaltung abstrakter Federn wäre Folgender:
Die äussere Form im Groben beibehalten.
Zuerst einmal die Farben zu ändern.
Muster einzeichnen mit Farbe oder mit einem Fine Liner


Mit jedem neuen Versuch steigt das Selbstbewusstsein. Vielleicht magst du dann gar nicht mehr aufhören mit deinen Versuchen. Das würde mich freuen.
Viel Spass
Katharina
Das Gedicht „Die Feder“ stammt aus der Feder von Joachim Ringelnatz.
Ein Federchen flog durch das Land; Ein Nilpferd schlummerte im Sand.
Die Feder sprach: „Ich will es wecken!“Sie liebte, andere zu necken.
Aufs Nilpferd setzte sich die Feder Und streichelte sein dickes Leder.
Das Nilpferd sperrte auf den Rachen Und musste ungeheuer lachen.
Joachim Ringelnatz 1883 bis 1934

Joachim Ringelnatz war ein deutscher Schriftsteller, Kabarettist und Maler, der vor allem für humoristische Gedichte um die Kunstfigur Kuttel Daddeldu bekannt ist. Er war bekannt zur Zeit der Weimarer Republik und zählte Schauspieler wie Asta Nielsen und Paul Wegener zu seinen engen Freunden und Weggefährten. Wikipedia
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