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Katharina Proch Pleiss - Malschule Obfelden

Die Natur kommt zur Ruhe

Aktualisiert: 13. Aug. 2022


Bergpanorama in Gstaad

>Natur! Wir sind von ihr umgeben und umschlungen - unvermögend, aus ihr herauszutreten und unvermögend, tiefer in sie hineinzukommen. Ungebeten und ungewarnt nimmt sie uns in den Kreislauf ihres Tanzes auf und treibt sich mit uns fort bis wir ermüdet sind und ihrem Arm entfallen. Sie schafft ewig neue Gestalten; was da ist, war noch nie; was war, kommt nicht wieder - alles ist neu und doch immer das Alte. Wir leben mitten in ihr und sind ihr fremde. Sie spricht unaufhörlich mit uns und verrät uns ihr Geheimnis nicht.

Wir wirken beständig auf sie und haben doch keine Gewalt über sie. Sie scheint alles auf Individualität angelegt zu haben und macht sich nichts aus den Individuen.<


In der letzten Zeit ist der Zustand unserer Natur ein Dauerthema, sei es in den Medien und auch zwischenmenschlich. Der extrem heisse Sommer mit seiner Trockenheit, sowie das Ausbleiben schneereicher Winter im Flachland ist für viele beunruhigend.

Winterlandschaft von Giovanni Giaccometti

Berglandschaft von Giovanni Giaccometti

>Sie liebet sich selber und haftet ewig mit Augen und Herzen ohne Zahl an sich selbst. Sie hat sich auseinandergesetzt, um sich selbst zu geniessen.Immer lässt sie neue Geniesser erwachsen, unersättlich, sich mitzuteilen. Sie freut sich an der Illusion. Wer diese in sich und anderen zerstört, den straft sie als der strengste Tyrann.Wer ihr zutraulich folgt, den drückt sie wie ein Kind an ihr Herz.

Ihre Kinder sind ohne Zahl. Keinem ist sie überall karg, aber sie hat Lieblinge, an die sie viel verschwendet und denen sie viel aufopfert.<

Manche Menschen trauern der Vergangenheit nach. War früher wirklich alles besser und schöner?


Bilder von dem Berner Künstler Ueli Güdel 12.07.1931

Ich möchte hiermit keine Diskussion anstossen über die klimatischen Verhältnisse. Als Malerin sehe ich in der Natur vor allem die Farben und Formen. Sie bestimmen mein Leben.

Nochmals ein Bild von Giovanni Giaccometti

>Ans Grosse hat sie ihren Schutz geknüpft. Sie spritzt ihre Geschöpfe aus dem Nichts hervor und sagt ihnen nicht, woher sie kommen und wohin sie gehen. Sie sollen nur laufen. Die Bahn kennt sie. Sie hat wenige Triebfedern, aber nie abgenutzte, immer wirksam, immer mannigfaltig. Ihr Schauspiel ist immer neu, weil sie immer neue Zuschauer schafft. Leben ist ihre schönste Erfindung und der Tod ihr Kunstgriff, viel Leben zu haben. Sie hüllt den Menschen in Dumpfheit ein und spornt ihn zum Lichte. Sie macht ihn abhängig zur Erde, träg und schwer, und schüttelt ihn immer wieder auf. Sie gibt Bedürfnisse, weil sie Bewegung liebt. Wunder, dass sie alle diese Bewegung mit so wenig erreicht. Jedes Bedürfnis ist Wohltat. Schnell befriedigt, schnell wieder erwachsend. Gibt sie eins mehr, so ist'sein neuer Quell der Lust; aber sie kommt bald in's Gleichgewicht.<

Kohlfelder bei Ottenbach 2013



Sommer 2013 in Ottenbach

Die Sommer sind länger und heisser geworden. Doch obwohl der Regen nur spärlich floss war die Obsternte reichlich.

>Sie setzt alle Augenblicke zum längsten Lauf an und ist alle Augenblicke am Ziele.Sie ist die Eitelkeit selbst; aber nicht für uns, denen sie sich zur grössten Wichtigkeit gemacht hat. Sie lässt jedes Kind an sich künsteln, jeden Ton über sich richten, tausend stumpf über sich hingehen und nichts sehen und hat an allen ihre Freude und findet bei allen ihre Rechnung. Man horcht ihren Gesetzen, auch wenn man ihnen widerstrebt; man wirkt mit ihr, auch wenn man gegen sie wirken will. Sie macht alles, was sie gibt, zur Wohltat; denn sie macht es erst unentbehrlich. Sie säumet, dass man sie verlange; sie eilet, dass man sie nicht satt werde.<

Weg auf den Uetliberg


> Sie hat keine Sprache noch Rede; aber sie schafft Zungen und Herzen, durch die sie fühlt und spricht. Ihre Krone macht die Liebe. Nur durch sie kommt man ihr nahe. Sie macht Klüfte zwischen allen Wesen und alles will sich verschlingen. Sie hat alles isoliert, um alles zusammenzuziehen.<

Aquarelle

Waldarbeiter auf dem Uetliberg

>Durch ein paar Züge aus dem Becher der Liebe hält sie für ein Leben voll Mühe schadlos. Sie ist alles. Sie belohnt sich selbst und bestraft sich selbst, erfreut und quält sich selbst. Sie ist rau und gelinde, lieblich und schrecklich. kraftlos und allgewaltig. Alles ist immer da in ihr.Vergangenheit und Zukunft kennt sie nicht. Gegenwart ist ihr Ewigkeit. Sie ist gütig. Ich preise sie mit all ihren Werken. Sie ist leise und still. Man reisst ihr keine Erklärung vom Leibe, trutzt ihr kein Geschenk ab, das sie nicht freiwillig gibt.<

Waldweg in Obfelden

>Sie ist listig, aber zu gutem Ziele, und am besten ist's ihre List nicht zu merken. Sie ist ganz und doch immer unvollendet. So wie sie's treibt, kann sie's immer treiben. Jedem erscheint sie in einer eigenen Gestalt. Sie verbirgt sich in tausend Namen und Termen und ist immer dieselbe. Sie hat mich hereingestellt, sie wird mich auch herausführen. Ich vertraue mich ihr. Sie mag mit mir schalten. Sie wird ihr Werk nicht hassen. Ich sprach nicht von ihr. Nein, was wahr ist und was falsch ist, alles hat sie gesprochen. Alles ist ihre Schuld, alles ist ihr Verdienst.<


> Die Natur < Ein Essay, welches Johann Wolfgang von Goethe zugeordnet wird, aber wahrscheinlich vom Autor Georg Christoph Tobler stammt.

Zum Jahresende wünsche ich all meinen Lesern Frieden und ein hoffnungsvolles neues Jahr. Gehen wir den Weg gemeinsam und bewahren wir uns die Neugier.

Obfelden mit Blick auf den Lindenberg 2013


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