Thema: Komplexe Formen - Kohlezeichnung
Es gibt Motive, die lassen sich nicht auf eine einfache geometrische Form zurückführen. (Steine, Berggipfel, Pflanzen, Faltenwürfe)
Hier hilft es, eine Umrisslinie zu zeichnen und mehrere Hilfslinien zu ziehen.
Zeichne zuerst den Umriss eines Steins und beginne, die Schattenpartien und Flächen nur mit zarten Konturenlinien festzulegen.
Aufbauend auf diese Skizze kannst du dann die Tonwerte einzeichnen.
Oder: Nimm für die erste Übung ein Stück zerknittertes Papier, beginn mit den Hilfslinien horizontal und vertikal.
Erst dann fülle die Flächen aus.
Lass die Hilfslinien stehen. Sie helfen dir dabei, die Raumaufteilung nicht aus den Augen zu verlieren.
Stürze dich nicht gleich auf komplizierte Gebilde! Es muss nicht gleich eine ganze Bergkette sein. Eine gute Zeichnung wächst aus dem Grossen, Ganzen ins Detail. Sie ist in jedem Zustand fertig.
Ich habe festgestellt, dass sich, neben dem Medium Bleistift, das Malmittel Kohle für komplexe Sujets eignet. Kohle liefert sowohl kräftige, harte Umrisslinien, wie auch sanfte Flächen, wenn man sie verwischt.
Kohlezeichnungen
Dieses Malmittel wird zu wenig geschätzt. Dabei ist Kohle ein spannendes Medium, welches eine breite Tonwertabstufung erlaubt. Die alten Meister arbeiteten gerne mit ihm und benutzten Kohle nicht nur als eigenständiges Zeichenutensil, sondern auch gerne zum Vorskizzieren von Gemälden.
Ich selbst bevorzuge dieses Material für schnelle Bewegungsskizzen, die ich häufig auf gebrauchten Briefumschlägen anfertige.
Heute existieren neben den natürlichen Kohlestäbchen auch Kohlestifte in Bleistiftform, die man ebenso gut anspitzen kann. Wer einen Kamin besitzt oder gerne ein offenes Feuer hat kann sich die Zeichenkohle selbst herstellen. Ein wunderbares Spiel, um Kindern die Herstellung zu erklären.
Beispiel: dünne Äste von Weiden oder anderem organischem Material in handliche Stücke schneiden, (ca. 15-25 cm) eventuell die Rinde entfernen, die nackten Astteile in einer Blechdose, in die man oben ein Loch hinein macht, fest verschliessen, diese über eine längere Zeit im offenen Feuer erhitzen, (bei ca.400-600 Grad). Aus dem Loch steigt eine Weile Dampf aus, bis die Flüssigkeit im Innern verdunstet ist. Dann entsteht eine Flamme über dem Loch. (Gase, die aus dem Material entweichen) Wenn diese erlischt, ist der Vorgang beendet und die Kohle kann der Dose entnommen werden.
Es können auch die Überbleibsel aus dem Kamin zum Zeichnen verwendet werden.
Kohlestifte lassen sich in jede Richtung bewegen. Sie können mit einem Papierwischer den Auftrag verwischen, mit einem Knetgummi weiche, sanfte Übergänge schaffen. Kohle hat die Eigenschaft, sich nicht mit der Papieroberfläche zu verbinden und kann so beliebig verändert werden. Die gebräuchlichste Kohle wird heutzutage aus Weidenzweigen hergestellt. Sie ist angenehm im Strich, nicht zu hart und lässt sich gut verwischen. Härtere Zeichenstifte eignen sich mehr für graue Zwischentöne.
Je nach Papierbeschaffenheit haben Kohlezeichnungen eine andere Wirkung. Es bietet sich darum an, vor der Handhabung einige Versuche zu machen.
Beim Arbeiten mit Kohlestäbchen entsteht Kohlestaub, der weggeblasen werden kann, der aber auch den Malgrund verunreinigen kann. Darum sollte man kontrolliert arbeiten und zwischendurch die Zeichnung immer wieder einmal imprägnieren.
Kohlestäbchen kann man anspitzen mit einer Klinge oder, bei weichen Stiften, mit Schleifpapier.
Kombinieren kann man Kohle sehr gut mit Pastell sowie auch mit Tuschefedern. Sie lässt sich sogar mit Wasser auflösen und mit einem Pinsel und Wasserfarbe überarbeiten. Daher benutze ich sie auch als Vorzeichnung eines Aquarells.
Steilufer an Mallorcas Küste
Lege den Bleistift (Kohle) locker auf die Fingerkuppen. Halte ihn fest mit dem Daumen, nicht wie einen Federhalter. So wirst du gezwungen, grosse Formen zu zeichnen und es hindert dich, ins Detail zu gehen.
Anhand eines Fotos von den Klippen in Mallorca habe ich in der obigen Kohlezeichnung die Luftperspektive wiedergegeben. Sie verringert die Schärfe je mehr sich ein Gegenstand entfernt. Bei farbigen Bildern verblassen die Farbtöne und nehmen zudem eine bläulichere Tönung an.
Auch sollte auf Einzelheiten im Hintergrund verzichtet werden. Es ist die beste Art, Perspektive zu vermitteln.
Beisse dich nicht fest an einem Objekt. Beginne daneben ein zweites, drittes. Schau es dir von einer anderen Seite an, von oben, von unten.
Leg es beiseite und mache eine Pause. Ansonsten strengt es deine Augen zu sehr an und du verlierst dich in Einzelheiten.
Vergiss nie, dass die Vorstellung von einer guten Zeichnung subjektiv ist.
Bis bald.
Katharina
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