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  • Katharina Proch Pleiss - Malschule Obfelden

Homeschooling-Figürliches Zeichnen Teil 2




"Das Auge des Malers und Bildhauers in engster Verbindung mit seinem Herzen dringt tief in den Schoss der Natur. Er braucht nur ein Gesicht aufmerksam betrachten, um die Seele zu enträtseln. Die Wölbung und der Neigungswinkel einer Stirn, das geringste Runzeln der Brauen.....enthüllt ihm die Geheimnisse des Herzens."

Rodin



Nach Teil 1 zum Thema "Figürliches Zeichnen" vom 29. November 2022 folgt nun Teil 2


Will man die Charakteristik und den Ausdruck eines Gesichts oder auch eines Körpers so genau wie möglich wiedergeben muss man sich zuerst einmal intensiv mit dieser Person beschäftigen.

Es stellen sich Fragen wie: Was ist das besondere, das herausstechende Merkmal?

Wie will ich es betonen?

Welches Malmittel eignet sich dafür?

Ich muss das Wesentliche sichtbar machen, das Unwesentliche fortlassen.




Das gilt insbesondere auch für die Haltung, die das Modell einnimmt.


Für einen berufsmässigen Zeichner ist es ungeheuer wichtig und bedeutet mehr als für einen Anfänger, dass die Proportionen seiner Figuren der Realität entsprechen. Für ihn muss eine Zeichnung technisch stimmen und zudem noch wirkungsvoll dargestellt sein. Jeder Bildhauer fertigt zuerst eine oder mehrere Skizzen an, bevor er eine Skulptur herstellt.


Es gibt zwei Arten des Zeichnen: die lineare und die körperliche


Die lineare Zeichnung zeigt die Konstruktion und die entsprechenden Masse, Licht und Schatten spielen hier keine Rolle.



Akt von Amedeo Modigliani


Bei der körperlichen Zeichnung geht man auf die plastische, die räumliche Form ein. Hier sind Schatten unbedingt erforderlich.


Akt von Amedeo Modigliani


Amedeo Clemente Modigliani (1884-1920) war ein italienischer Zeichner, Maler und Bildhauer. Die heutige Bekanntheit beruht vor allem auf seinen Aktgemälden, die zu seiner Zeit als skandalös empfunden wurden und erst später Akzeptanz fanden.

Sein Gesamtwerk umfasst Zeichnungen, Gemälde und Skulpturen. Es gibt kaum Informationen über sein Leben, dass von einer Lungenkrankheit geprägt war. Er starb mit 35 Jahren.

Sein Hauptmotiv war der Mensch. Er bezog sich häufig auf die Renaissance, aber griff auch die afrikanische Kunst auf. Erfolg hatte er erst nach seinem Tod. Dann allerdings erzielten seine Kunstwerke hohe Preise.


Amedeo Clemente Modigliani (1884-1920)



Unsere Augen nehmen Umrisse schneller wahr als das Plastische. Darum beginne am besten mit dem Zeichnen von Konturen, der Silhouette.



Halte zu Beginn Situationen fest und klammere dich nicht an Einzelheiten.


Dann erst beginne mit der Darstellung einer Figur. Suche den Mittelpunkt, ziehe Hilfslinien durch den Körper, setze sie in einen Rahmen! Vergleiche die Höhe zur Breite, bestimme die Punkte, die sich auf einer Linie befinden.




















Bastle dir ein Passepartout fürs Abmessen.





Als zweiten Schritt setze grobe Schatten ein, betone mit ihnen die Körperlichkeit, die Dreidimensionalität. Gib deinem Bild einen Raum.




















Der nackte Körper ist die Grundlage für das figürliche Zeichnen. Erst wenn man die anatomische Form eines Körpers kennt, kann man ihn bekleidet zeichnen. Die Proportionen beim Mann unterscheiden sich von denen einer Frau.


Gehen wir einmal von den Proportionen einer angenommen durchschnittlichen Frau aus, wie es Andrew Loomis in seinem Buch "Das Figürliche Zeichnen" angibt:



Der ideale weibliche Knochenbau ist schmaler gebaut als beim Mann. Die Brustwarzen liegen etwas tiefer, die Taille hat die Breite einer Kopfeinheit. (Heute würde Andrew Loomis das nicht mehr behaupten) Becken und Oberkörper liegen fast auf einer Fluchtlinie, wobei von vorn gesehen die Hüften etwas breiter sind als der Abstand der Achselhöhlen. Gewöhnlich hat eine Frau etwas kürzere Beine als der Mann.


Da aber heute der Grossteil der Frauen keine "Idealmasse" besitzt, kommen wir um ein Messen nicht herum. Wichtig ist darum, Vergleiche zwischen den einzelnen Körperteilen zu ziehen. Ein Bleistift oder ein Lineal eignen sich dafür ausgezeichnet. Ich selbst benutze einen Papierstreifen, auf den ich Masse anzeichnen kann.



Beginne nicht mit der Darstellung des Kopfes. Ich beobachte immer wieder, dass am Ende das Papier nicht reicht, um auch noch Beine und Füsse abzubilden!





Grundsätzlich unterteilt man eine Figur (Frau und Mann) in 8 gleich grosse Einheiten.

Es lohnt sich, ein bewegliches Holzmodell anzuschaffen. An ihm kann man gute Bewegungsstudien betreiben.





Andrew Loomis

Andrew Loomis war ein amerikanischer Illustrator und Kunstlehrer, der vor allem wegen einer Reihe von Lehrbüchern bekannt ist. Seine Bücher wurden lange Zeit nicht gedruckt, sind inzwischen aber bei Titan Books wieder erhältlich. Wikipedia


Lasst euch nicht frustrieren! Manchmal braucht es ein ganzes Leben, um das figürliche Zeichnen zu erlernen. Habt Mut zu einer eigenen Aussage!


Katharina






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