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  • Katharina Proch Pleiss - Malschule Obfelden

Homeschooling-Aquarell

Winterlandschaft an der Reuss mit Anleitung



Unendlich dehnt sie sich, die weisse Fläche,

bis auf den letzten Hauch von Leben leer;

Die muntern Pulse stocken längst, die Bäche,

es regt sich selbst der kalte Wind nicht mehr.

Der Rabe dort, im Berg von Schnee und Eise, erstarrt und hungrig, gräbt sich tief hinab, und gräbt er

nicht heraus den Bissen Speise, so gräbt er, glaub ich, sich hinein ins Grab.


"Im Winter" von Betty Paoli 1814-1894 (Österreich)




Es war Mitte November 2022. Über Nacht fiel der erste Schnee. Es war nicht so, dass ich darauf gewartet hätte und nun vor lauter Freude mich auf die Skier gestürzt hätte. Das war früher so. Jetzt gefällt mir einfach der Anblick, das jungfräuliche Weiss der Landschaft, das feine Rieseln der Schneeflocken. Ich war verzaubert. Zudem schien die Sonne und liess den Schnee glitzern wie mit Silber überzogen. Mein Mann und ich zogen unsere Wintermäntel an und fuhren an die Reuss. Die Landschaft an diesem Fluss begeistert mich immer wieder. Schon viele Male habe ich sie in einem Aquarell verewigt.



Die Wege schienen noch unberührt. Keine Fussstapfen waren zu sehen. Die Luft war blau und still, die Wiesen begraben unter pudrigen Weiss. Das satte Grün liess sich nur stellenweise erahnen. Ich konnte mich nicht sattsehen an diesem vollkommenen Bild und fotografierte eifrig.


Das Kobalt Blau des Himmels fand sich in den Schattenbereichen der Büsche und Bäume wieder. Überhaupt zeigte sich mir die Landschaft in unterschiedlichen Blautönen, von Kobalt über Ultramarin bis hin zu einem Indigo in den Schatten.


Die Sonne stieg höher und die Schatten wurden intensiver. Unter Büschen, dort wo der Schnee keinen Zutritt fand, leuchtete die Erde in einem Rostrot. Schweigend liefen wir nebeneinander auf dem Damm, wiesen hin und wieder auf einen Baum oder eine Besonderheit in der Landschaft, entdeckten Spuren von Kleintieren.


Mit meinen Augen sehe ich eine Landschaft wie ein Gemälde. Ich male sie in Gedanken, setze Schwerpunkte, schaffe Bildräume und Kompositionen. Durch einen Weg oder, wie oben, eine Mulde, wird der Blick spürbar in die Tiefe gezogen.



Auf dem Rückweg trafen wir auf die ersten, fremden Spaziergänger. Inzwischen war der Schnee auf den Wegen durch die Sonneneinstrahlung grösstenteils verschwunden. Wenn ich dieses Bild malen wollte, müsste ich zu den Blau- und Brauntönen noch einen Grünton hinzufügen.


Im Atelier konnte ich mich lange nicht entschliessen, welche Fotografie sich für eine Anleitung am besten eignen würde. Schliesslich entschied ich mich für eine Ansicht, auf der das Blau der Schatten besonders hervortritt.


Anleitung:

verwendete Farben: Siena gebrannt, Kobalt Blau, Umbra gebrannt,

leicht angerautes Aquarell Papier

Maskier Flüssigkeit

Pinsel in Grösse 10 und 6


  1. Die schneebedeckten Baumwipfel und Büsche decke ich mit einer Maskier Flüssigkeit ab, damit ich den Hintergrund zügig übermalen kann.



2. Bevor ich den Himmel mit einer kobaltblauen Schicht überziehe, feuchte ich mein Aquarellpapier auf der Rückseite an, damit sich die Maskier Flüssigkeit nicht wieder auflöst.


3. In die noch feuchte Fläche setze ich den Baumwuchs im Hintergrund in einer Mischung aus Blau und gebrannter Siena.

4. Mit einem leicht feuchten, aber farblosen Pinsel, kann ich stellenweise Farbe entfernen.


5. Auch ein Wattestäbchen ist hilfreich, um Stellen aufzuhellen.


6. Nachdem ich die Maskier Flüssigkeit entfernt habe male ich die Bäume und Sträucher im Vordergrund. Die zarten Grautöne entstehen durch eine Mischung aus Kobalt Blau und gebrannter Siena.

7. Nun nehme ich mir die feine Verästelung der Bäume vor. Dazu mische ich meine Farben, nehme sie mit dem Pinsel auf und drücke diesen auf ein Tuch. Es bleibt ein Rest Farbe, die ich auf das Papier setze, indem ich den Pinsel flach drücke.




8. An einigen Stellen verstärke ich die Schattenbereiche in den Büschen, betone den Vordergrund und füge zum Schluss die blauen Schatten zwischen den Bäumen ein.



Ich hoffe, es gelingt euch, eine winterliche Landschaft überzeugend darzustellen.

Viel Glück

Katharina







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