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  • Katharina Proch Pleiss - Malschule Obfelden

Homeschooling-Aquarell

Winterlandschaft mit Anleitung




Der Lichtstrahl spaltet sich im Eis.

Es flimmert blau und rot und weiss,

und wechselt seine Farbe.

Aus Schnee heraus ragt, nackt und kraus, des Dorngebüsches Garbe.


Winterlandschaft von Christian Friedrich Hebbel 1813-1863



Eine Winterlandschaft mit Schnee ist etwas vom Zauberhaftesten, was es gibt: Diese Lautlosigkeit, diese reinen, weissen Flächen, die meist intensiven Abendhimmel, die geschwungenen Schneeverwehungen, das glitzernde Eis, all dies macht den wahren Winter aus.

Wenn wir ihn malerisch einfangen möchten, müssen wir Folgendes beachten: wir müssen für farbliche Kontraste sorgen, die sich im Weiss des Schnees wiederfinden und Bildschwerpunkte schaffen, die überschaubar sind. Das heisst, es sollten Leerflächen eingeplant werden damit sich Schwerpunkte hervorheben.

Beispiele: Gegenstände oder Objekte, die Schatten werfen (oft sind diese blau)

Baumwuchs, vorzugsweise Nadelbäume, die auch im Winter ihre Farbe behalten

Menschen in farbiger Kleidung usw.


Es irrt, wer glaubt, eine Schneelandschaft besässe keine Farbe! Weiss reflektiert, ist Licht in reinster Form. Weiss enthält alle Farben des Spektrums. Schwarz dagegen saugt ein. Wo ein weisser Lichtstrahl hinfällt, da verschwindet Schwarz.


Von Vorteil ist, sich die Schneelandschaften alter Meister anzuschauen!


Winterlandschaft in Öl von Claude Monet

Landschaft in Öl von Georg Christoph Gottlieb von Bemmel, 1765-1811, Maler und Flötist

Beachtet das Rot dieses Himmels, das sich in der Landschaft wiederfindet!


Aquarell von Heinrich Blunck-Heikendorf 1891-1963 Kiel, Norddeutschland

Dieses Bild lebt von seinen Komplementärfarben.


ein weiteres Bild von Heinrich Blunck-Heikendorf

In den Schattenflächen finden sich Blau- und vereinzelt Grüntöne, die auch abgeschwächt im Himmel sichtbar werden.


"Morgen nach dem Schneefall" colorierter Holzschnitt von Hokusai, einem japanischen Maler

In diesem colorierten Holzschnitt fasziniert mich das freche Ultramarin des Himmels, das sich wiederholt am Horizont und im Meer.


"Schneeszene" in Öl von Pieter Brueghel dem älteren

Beachtet die Farben des schmutzigen Schnees. Dieses Bild lebt von der lebendigen Szene.


"Winterlandschaft mit Vogelfalle", Öl von Pieter Brueghel dem Jüngeren

Es gelingt Pieter Brueghel hier, die Kälte und Starre des Winters sichtbar zu machen.


"Schneefeld" in Öl von Vincent Van Gogh

Auf diesem Schneebild ist kaum ein weisser Fleck auszumachen und dennoch erkennt man darauf eine Schneelandschaft.



Für den letzten Malnachmittag vor den Festtagen wünschten sich die Frauen, wieder eine Winterlandschaft malen zu können. Da noch kein Schnee liegt musste ich auf ein Foto zurückgreifen.




Auf meinen Spaziergängen am idyllischen Türlersee, ganz in unserer Nähe, fiel mir immer wieder das kleine Badehaus auf. Es liegt einsam am Wasser, umrahmt von altem Baumwuchs, nur sichtbar vom gegenüberliegenden Seeufer. Wenn Schnee liegt, leuchtet die unberührte Dachfläche von weitem. Noch war der See nur leicht angefroren, sodass sich die dunklen Baumriesen in seiner Fläche spiegelten, ein verwunschenes Bild. Dieses Bild wählte ich aus für meine Malerinnen.

Damit am Ende des Nachmittags nicht alle Werke gleich aussehen würden, veränderte ich die Farbfotographie in eine schwarzweisse Darstellung. So war es den Frauen überlassen, ihre Farben selbst zu bestimmen. Ich gab ihnen lediglich den Rat, sich auf 3 bis 4 Farben zu beschränken.

Nachdem die Bildaufteilung bestimmt war, legten wir los.

Meine Farbwahl bestand aus:

Gebrannter Siena, Ultramarin, Umbra gebrannt und eine Spur Indigo



  1. Ich begann mit einer losen Skizze auf rauem Aquarellpapier und deckte die hellen Fensterrahmen mit einer Maskier Flüssigkeit ab. Dann hiess es abwarten, bis die Flüssigkeit trocken war. Auf das Dachfenster verzichtete ich bewusst.





2. Die Stellen, die nun Farbe erhalten sollten, feuchtete ich grosszügig an. Man sieht es daran, dass sich das Licht in der Feuchtigkeit spiegelt. Dann markierte ich den Uferrand mit seinem Schilfstauden locker mit Gebrannter Siena, in die ich ein wenig Umbra gebrannt einfliessen liess. Solange die Farbe noch nicht vollständig getrocknet war, ritzte ich ganz vorsichtig mit dem Pinselende kleine Äste in die Büsche und deutete das Schilf am Uferrand an. Nun erhielt auch das Badehäuschen seine Farbe, denn die Markierflüssigkeit war nun getrocknet und konnte übermalt werden.



Inzwischen mussten wir das Licht anmachen, da es draussen ziemlich dunkel geworden war.

Das wirkte sich leider auf die Fotos aus, die nun einen Gelbstich haben.





4. Nun konnte ich die Maskier Flüssigkeit abrubbeln und die Baumstämme einfügen. Für die feine Verästelung setzte ich den fast trockenen Pinsel nur leicht auf das Papier. Da ich ein grobförmiges Papier ausgesucht hatte, nahm nur die obere Schicht die Farbe an. Die dunklen Baumriesen mit ihrer dichten Verästelung heben das Weiss der Hütte noch intensiver hervor. Für die Wasserfläche feuchtete ich die untere Fläche des Bildes an und trug die Farben Ultramarin und Gebrannte Siena zügig auf. Dabei sparte ich die Spiegelung der hellen Dachfläche des Häuschens im Wasser aus. In die noch feuchte Farbe wurden die Stämme der Bäume mit Umbra gebrannt eingefügt.



5. Der Türlersee liegt still und abseits grösserer Ortschaften. Er ist umgeben von Mischwald, der sich bis hinauf auf den Albis zieht. Auf meinem Bild fliesst die Schneelandschaft oberhalb des Badehäuschens aus dem Bildrand heraus, was mir so nicht gefällt. Aus diesem Grund habe ich den Wald am oberen Bildrand angetönt, nachdem ich ihn angefeuchtet und mit Ultramarin eine erste Schicht gesetzt habe. Nach dem Trocken folgte die zweite Schicht mit zartem Indigo, in das ich etwas Gebrannte Siena einfliessen liess, wobei ich vereinzelte Baumstämme ausliess. Da der Wald eine gewisse Entfernung zum See hat, verzichte ich auf eine detaillierte Ausführung.



6. Zum Schluss gab ich dem oberen Waldrand rechts mehr Farbe, um ihn abzugrenzen vom hinteren Waldstück und gab etwas von dieser Farbe noch in die Fläche des Sees.



Nach dem Trocknen hat auch die Waldfläche im Hintergrund den richtigen Farbton angenommen.

Schon mehrmals gab ich in meinen Beiträgen Anleitungen zu winterlichen Szenen.

Z.B. im Beitrag: Homeschooling Winter vom Dez. 2020

"""""""""""""""""" """"""" Teil 2 Jan. 2021

"""""""""""""""""" """"""" Teil 3 Jan. 2021

"""""""""""""""""" """"""" Teil 4 Jan. 2021

"""""""""""""""""" """"""" Teil 5 Jan. 2012

und ich werde weiterhin hin und wieder dieses Thema aufgreifen.


Jetzt wünsche ich euch allen eine frohe und friedliche Weihnacht. Denkt bei all dem guten Essen und den Geschenken auch ein wenig an die Menschen, die dieses Fest allein oder in zerbombten Wohnungen verbringen müssen, oft ohne Essen und passender Kleidung.

Hoffen wir mit ihnen auf baldigen Frieden, denn ohne Frieden können wir die Schönheiten dieser Welt nicht geniessen.

Katharina





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