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Aquarell-fiktive Schneelandschaft

  • Autorenbild: Katharina Proch Pleiss - Malschule Obfelden
    Katharina Proch Pleiss - Malschule Obfelden
  • vor 1 Tag
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 15 Stunden

mit Anleitung

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Gottfried Keller: Winternacht


Nicht ein Flügelschlag ging durch die Welt,

Still und blendend lag der weiße Schnee.

Nicht ein Wölklein hing am Sternenzelt,

Keine Welle schlug im starren See.


Aus der Tiefe stieg der Seebaum auf,

Bis sein Wipfel in dem Eis gefror;

An den Ästen klomm die Nix herauf,

Schaute durch das grüne Eis empor.


Auf dem dünnen Glase stand ich da,

Das die schwarze Tiefe von mir schied;

Dicht ich unter meinen Füßen sah

Ihre weiße Schönheit Glied um Glied.


Mit ersticktem Jammer tastet` sie

An der harten Decke her und hin –

Ich vergess das dunkle Antlitz nie,

Immer, immer liegt es mir im Sinn!



Meine Ausstellung in der Galerie am Markt in Affoltern ist nun beendet. Ich danke allen, die sich nicht vom schlechten Wetter abhalten liessen und mich besuchten. Es war ein schönes Erlebnis für mich und ein erfreuliches Ergebnis.




Allen Besuchers wünsche ich eine besinnliche Weihnachtszeit und ein frohes Fest.


Unser neues Thema im Blog befasst sich natürlich auch mit der Winterzeit. Wieder einmal werde ich über das Aquarellieren einer Schneelandschaft berichten und erneut ist es eine fiktive Landschaft, da der Schnee vielerorts noch auf sich warten lässt.

Wie bei all meinen Einträgen besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen, die ich gerne beantworte.



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Claude Monet, Wagen auf einer schneebedeckten Straße in Honfleur, um 1866, Musée d'Orsay, Paris.



Der erste Schnee vor ein paar Tagen hielt sich nicht lange. Er brachte lediglich die üblichen Probleme mit sich, mit denen das Flachland während der Winterzeit immer zu kämpfen hat, nämlich Glatteis und Verwehungen. Dennoch war er willkommen, denn er erinnert uns ein wenig an unsere Kindheit, an Schlittenfahren und Eislaufen auf dem zugefrorenen See.

An den letzten Kursnachmittagen äusserten die Malfrauen den Wunsch, wieder eine Schneelandschaft malen zu dürfen. Wenn ich durchs Fenster schaue, sehe ich einen strahlend blauen Himmel. Die Sonne scheint und der Rasen vor dem Haus sollte womöglich noch einmal geschnitten werden, da er schon wieder gewachsen zu sein scheint.

Ich werde wieder eine fiktive Landschaft anfertigen, in der ich aufzeige, worauf bei einer Schneelandschaft zu achten ist.


Um Schnee darzustellen, braucht es ausser dem Weiss des Papiers nicht viel. Kontraste schaffe ich mit Schatten und der Darstellung von Bäumen und Sträuchern.

Ich entscheide mich für glattes Aquarellpapier und folgende Farben: Kobalt Blau, Indigo, Gebrannte Siena und wenig Neapel Gelb.


Bei einer Aquarell-Schneelandschaft ist es wichtig, das Papier als Weiss zu belassen. Da Schnee nie rein weiß ist braucht es dunklere Töne, um ihn zum Leuchten zu bringen.

Ich feuchte das Papier an und befestige es mit einem Klebeband auf einer Holzplatte. So ist es möglich, es immer wieder anzufeuchten, ohne dass sich der Untergrund wellt.


  1. Ohne Vorzeichnen beginne ich mit dem Himmel.


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Mit einer wässrigen Mischung aus Kobalt Blau und einer Spur Indigo überziehe ich locker und zügig das Papier von oben nach unten, wobei ich immer mehr Wasser zufüge. Dabei lasse ich die Konturen einer Bergkette aus.


  1. Mit einer kräftigeren Mischung derselben Farben vertiefe ich den Horizont solange die erste Schicht noch feucht ist.

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  1. Mit einem trockenen und sauberen Pinsel entferne ich ein wenig Farbe über der Bergkette.

    In die feuchte Farbe gebe ich eine Spur Neapel Gelb (auch lichter Ocker ist möglich).

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  1. Ich feuchte das Papier unterhalb der oberen Bergkette an und schaffe eine weitere Hügelkette mit einer blassen Mischung aus Kobalt Blau und Gebrannter Siena.

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  1. Gleichzeitig gebe ich der oberen Bergkette Konturen und arbeite mich weiter vor.

    Um die weichen, fließenden Übergänge von frischem, weichem Schnee darzustellen, befeuchte ich das Papier vor dem Auftragen der Farben. Dadurch verlaufen sie sanft ineinander und erzeugen eine atmosphärische Wirkung.

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  1. Für den See feuchte ich das Papier an, wobei ich eine schmale Uferlinie frei lasse. Dann gebe ich ihm ein wenig Farbe.


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  1. Mit einer kräftigen Mischung aus Indigo und wenig Kobaltblau, setze ich Bäume an das Ufer. Dabei ziehe ich die Farbe hin und wieder über die Uferlinie hinaus und erreiche somit Spiegelungen auf dem gefrorenen See. Auch hinter den Schneehügel setze ich ein paar Bäume.


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  1. Nun befasse ich mich mit der Leere vorne links im Bild. Hier werde ich einen Baum und vielleicht ein paar Büsche setzen. Mit einem leicht feuchten Pinsel markiere ich die Stelle, schiebe die Farbe aus dem Himmel.


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  1. Mit lockeren Strichen in einer Mischung aus Kobalt Blau und Gebrannter Siena setze ich den Baum ein. Anschliessend erhält seine Umgebung einen zarten blaugrauen Auftrag damit die Schneeanhäufung beim Stamm sichtbar wird.

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  1. Fertigstellung: Weitere Schattenbereiche in zarten Lasuren sollen Schneeverwehungen anzeigen. Um Bewegung in den Vordergrund zu bringen, setze ich einige trockene Äste neben den Baumstamm und in die Wehen, da mir die rechte Seite zu leer erscheint. Am vorderen Ufer des Sees wächst Schilf, das ich mit Neapel Gelb und einer Spur Kobalt Blau anbringe. Auch die Fläche des Sees erhält ein wenig Neapel Gelb. In ihr spiegelt sich das Licht des Himmels.


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Auf Grund der wärmeren Farben im Vordergrund erhält das Bild Tiefe. Zum Schluss vertiefe ich den Schatten unter dem Baum.



Schnee wird erst durch seine Schatten und die Farben der Umgebung lebendig. Verwenden Sie kühle Farbtöne wie Hellblau, Ultramarinblau, Violett oder sogar sanfte Grautöne für die Schattenbereiche, um die Form und Textur des Schnees zu modellieren.

Um die Kälte und Helligkeit des Schnees hervorzuheben, sind Kontraste entscheidend. Dunklere Elemente wie Baumstämme, Äste, Gebäude oder kräftige Farbakzente.


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Paul Gauguin, Bretonisches Dorf im Schnee, um 1894



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Alfons Walde, Kitzbühel im Winter, 1930.


Ich hoffe, meine Anleitung war verständlich und reizt euch, es einmal zu versuchen. Übung macht den Meister.


Gruss von Katharina















 
 
 

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