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Katharina Proch Pleiss - Malschule Obfelden

Homeschooling – auf den Spuren von Giorgio de Chirico

Magische Wirklichkeit


Menschenleere Plätze, irreale Größenverhältnisse, verschobene Perspektiven oder wie Gliederpuppen agierende Menschen – Giorgio de Chirico entwickelte zwischen 1908 und 1920 in magisch anmutenden Gemälden eine neuartige Sinneswelt. In scheinbar realistisch präziser Bildsprache begegnen uns rätselhafte und vieldeutige Orte und Objekte, die in ihrer Eigenwilligkeit faszinieren.

Die Bildwelten der sogenannten Metaphysischen Malerei entführen in übersinnliche Sphären jenseits des Greifbaren. Zentrale Gestalt ist dabei «Giorgio de Chirico», der von deutschen Philosophen wie Nietzsche und Künstlern der Spätromantik wie Böcklin und Klinger beeinflusst ist sowie von der Pariser Avantgarde mit Picasso. In der Folge entstehen auch von seinen Künstlerkollegen «Carlo Carrà» und «Giorgio Morandi» traumgleiche Szenarien, deren virtueller Charakter heute besonders beeindruckt.


Als Sohn italienischer Eltern in Griechenland geboren, ist Giorgio de Chirico seit seiner frühen Kindheit von Bildern der Antike umgeben. Klassische Mythologie, Geschichte und Architektur bildeten eine Quelle der Inspiration für den Künstler, der diese Themen oft in einen zeitgenössischen Rahmen einfliessen lässt. Nach einer neoklassischen und dann neobarocken Periode greift Giorgio de Chirico die Themen wieder auf, die für seine metaphysischen Gemälde der 1920er Jahre charakteristisch sind, darunter auch die Serie der italienischen Piazza. Sie beginnt vor dem Ersten Weltkrieg und wird zu verschiedenen Zeitpunkten seiner Karriere aufgegriffen, bleibt also eine ständige Quelle der Inspiration für «Giorgio de Chirico».



Als eines der ikonischen Bilder in de Chiricos Werk zeigt das vorliegende Gemälde eine rätselhafte, trostlose städtische Umgebung, deren unheimliche Atmosphäre für die metaphysischen Gemälde des Künstlers charakteristisch ist. Die Hauptmotive der italienischen Piazza Serie finden sich auch hier, mit den leeren Säulenhallen, den angedeuteten Schatten zweier Personen und der einsamen Skulptur, die das Zentrum der Komposition dominiert. Obwohl de Chirico die Identität dieser Skulptur nie preisgegeben hat, geht man davon aus, dass sie auf dem Denkmal des Journalisten «Giovanni Battista Bottero» auf der Turiner Piazza Largo IV Marzo basiert. Das Werk setzt sich mit de Chiricos Kernidee auseinander: Klassizismus, Moderne, Zeit, Melancholie, Nostalgie und Existenz. «Ardengo Soffici» findet für die metaphysischen Kompositionen de Chiricos die passenden Worte "Giorgio de Chirico gibt wie kein anderer die ergreifende Melancholie des Endes eines schönen Tages in einer alten italienischen Stadt wieder.

Die Werke des Surrealismus erzeugen im Betrachter eine Art mystische Stimmung. Sie lassen sich nicht rational erklären. Ungewohnte oder gegensätzliche Gegenstände, Landschaften und Motive werden miteinander verbunden und bilden einen Kontrast, der das Bild verfremdet. De Chirico gehört zu den zentralen Figuren dieser Kunstrichtung des 20. Jahrhunderts. Als Wegbereiter der "Pittura metafisica" hat er weitreichenden Einfluss auf die darauffolgenden Stilentwicklungen von Surrealismus, Neuer Sachlichkeit und Magischem Realismus. 1974 wird Giorgio de Chirico in die Pariser Académie des Beaux-Arts gewählt und erhält 1976 das Große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. 1978 verstirbt der Künstler in Rom. [KD].

In den vorherigen Blogeinträgen, die sich mit der Wiedergabe von Architektur befassten, war unser Thema die Tonwertabstufung. Wir schufen eine Stadtansicht mit nur einer Aquarellfarbe. Bei der Auswahl des Fotos achteten wir auf Schattenbereiche, die den nötigen Kontrast und Tiefenwirkung brachten.

Versuchen wir, auf den Spuren des Malers Giorgio de Chirico zu wandeln und beginnen wir mit dem Vereinfachen einer Ansicht.


Diesmal wollen wir, die Tonabstufungen in Farbe wiederzugeben.


Muster 1 Gasse in Ascona, Tessin

Bevor wir mit dem Aquarellieren beginnen, bestimmen wir die Farben.


Hier die Farben die ich verwendete:

Ultramarinblau für den Himmel

Neapelgelb für die Häuserfront links

Chromgelb für das hintere Haus

Gebrannte Siena und Siena Natur für die Pflastersteine

Grau für die rechte Hausfassade gemischt aus den vorhandenen Farben

Grau-Rot für die linke Seite gemischt aus den vorhandenen Farben

Vermillion Rot für die Fensterumrahmung





Zuerst erstellen wir eine Bleistiftskizze und legen die hellsten, bzw. dunkelsten Stellen im Bild fest.

Mit einer zarten Lasur in gemischtem Blau überziehen wir alle Flächen in denen Blau enthalten ist, wobei mir der rechten Hauswand eine Spur rot beimischen und der linken Wand einen leichten Gelbton.


















Nun beginne ich mit dem Ausarbeiten. Die Häuserfronten erhalten unterschiedliche Gelbtöne, dem Himmel gebe ich ein intensives Blau und die Schattenbereiche verstärke ich. Zuletzt füge ich die Treppenstufen und das Bogenfenster ein.




Muster 2 Gasse in Ascona, Tessin


Erneut beginne ich mit der Bleistiftskizze. Ich überziehe eine zusammenhängende Fläche mit einem zarten Kobalt Blau, bevor ich das Gelb der Häuserfronten und des Bodens auftrage.





































Die rote Häuserfront im Hintergrund mit ihrem Durchgang zum Lago Maggiore gibt dem Bild Tiefe. Jetzt erhalten die rechte Hauswand und der Dachvorsprung noch etwas Farbe.


Ich achte auf klar gekennzeichnete Formen und verzichte auf alles Überflüssige damit mein Bild nicht überladen wird. Einzig den Balkon und den bogenförmigen Eingang arbeite ich genauer aus.


















Unser Ziel ist, mit möglichst wenigen Farbtönen eine ausgewogene Aquarellzeichnung schaffen und natürlich Dreidimension zu erreichen.

Gebt nicht gleich auf, sollte das Ergebnis nicht euren Vorstellungen entsprechen. Auch Giorgio de Chirico hat üben müssen.

Katharina



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