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  • Katharina Proch Pleiss - Malschule Obfelden

Homeschooling-Farbfeldmalerei und Aktionismus

Teil 2



"Schau in die glutrot untergehende Sonne. Sie gibt dir Kraft für den nächsten Tag" Rupprecht Geiger

Farben sind Schwingungen. Wir empfinden sie unterschiedlich. Häufig sind sie gebunden an Erinnerungen, an Menschen, Orte, oder Erlebnisse.

Es gab und gibt Künstler, die sich in ihrer Arbeit mit einer einzigen Farbe auseinandersetzten.

Ich habe schon verschiedentlich in meinem Blog darüber berichtet. Vielleicht erinnert ihr euch an den Maler Rupprecht Geiger, ein Münchner, geb. 1908, gest. 2009, der sich mit der Farbe Rot beschäftigte. Für ihn bedeutete diese Farbe Leben, Energie, Potenz, Macht, Liebe, Wärme, Kraft.

Er erklärte diese Vorliebe mit Erlebnissen aus seiner Kriegszeit als Soldat in Russland und der Ukraine, wo die Farben in der reinen Luft für ihn zu einem Farbenmehr verschmolzen.

Es begann mit einem Lippenstift, den er als Autodidakt in einem Carepaket fand und mit dem er Linien auf den grauen Asphalt der zerbombten Stadt München zeichnete. In den Jahren 1943 und 1944 wurde er als Kriegsmaler in der Ukraine und Griechenland eingesetzt.

In seinen Arbeiten beschränkte er sich auf elementare Formen ohne örtlichen Bezug, nutzte die Farbe in ihrer reinen Eigenschaft, schuf Hell-Dunkel und Kalt-Warm-Kontraste.


Rupprecht Geiger 1908-2009




Metapher von Rupprecht Geiger


Mit seinen Bildern hatte er bald Erfolg und wurde ein Hauptvertreter der Farbfeldmalerei.

1965 wurde er Professor für Malerei an der staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf.

Mit seinem Kollegen Beuys verband ihn die Suche nach der geistigen Kunst.


Rupprecht Geiger

Rupprecht Geiger war der Meinung, dass die Farbe einen Raum bildet, indem Menschen meditativ sich leeren oder sich öffnen für Geistiges. Hierbei setzt die Farbe ROT Energie frei.

Der Künstler starb mit 101 Jahren in München.


In der "Roten Trombe" aus dem Jahr 2000 (ein schwebendes Zelt, unter dessen rotem Tuch eine Matte einlädt, sich hinzulegen und sich von der Farbe Rot einhüllen zu lassen) ist sein Himmel rot.

"Rote Trombe"



Hermann Nitsch, 1938-2022


Auch der Maler Hermann Nitsch, ein bedeutender Vertreter des Wiener Aktionismus, hatte sich der Farbe Rot verschrieben. Begonnen hatte er als Gebrauchsgrafiker am Technischen Museum in Wien. Einige Jahre später entstanden seine Malaktionen, bei denen er mit dem Blut von Tieren und nackten Menschen arbeitete. Dies führte in den frühen 1960 er Jahren zu ständigen Konfrontationen mit den Behörden und sogar zu mehrwöchigen Gefängnisaufenthalten, was ihn 1968 nach Deutschland ausreisen liess. Seine Orgien mit Blut, Kadavern und Eingeweiden wurden sein Markenzeichen. Es bestimmte sein Schaffen bis zu seinem Tod 2022. 1971 kaufte er das Schloss Prinzendorf in Österreich, wo er von nun an zusätzlich seine Vorstellungen von Musik und Theater verwirklichte, Aktionen mit Schrei Chören und elektrisch verstärkten Instrumenten. Sein Werk ist bis heute in der Öffentlichkeit stark umstritten. Die Opferrituale, verbunden mit liturgischen Elementen brachte Tierschützer und auch Theologen gegen ihn auf.









Sich mit lediglich einer Farbe beschäftigen setzt voraus, dass man sich intensiv mit ihr auseinandersetzt, ihre Eigenschaften erkennt und welche Auswirkungen sie hat. Farben sind Teil unseres Alltags und bestimmen unser Leben. Sie beeinflussen unsere Stimmung, unsere Wahrnehmung, verbessern oder verschlimmern sie. Sie sind in der Psychologie tief verwurzelt.

Ärzte wissen um ihre Wirkung. Sie können unser Unterbewusstsein mit ihnen manipulieren, können Emotionen und unseren Geist beeinflussen.



Mark Rothko 1903-1970


Ein weiterer Vertreter der Farbfeldmalerei war Mark Rothko, alias Marcus Rothkowitz, 1903 in Dwinsk, im russischen Kaiserreich (heute: Daugavpils, Lettland) geboren. Er wuchs in einer hochgebildeten jüdischen Familie auf. Mark Rothko sprach sowohl russisch wie auch Jiddisch und Hebräisch. Seine Kindheit war bestimmt von Ängsten. Zu seinen Erinnerungen gehört das Bild von Kosaken, die Juden vergraben, die sie zuvor gefangen und ermordet hatten. Seine Familie wanderte 1910 in die USA aus, da der Vater fürchtete, die drei älteren Söhne könnten zur kaiserlichen Armee eingezogen werden. Markus blieb mit seiner Mutter und seiner Schwester vorerst in Russland zurück und folgten dem Vater erst zwei Jahre später.

Der 17- jährige Mark beendete seine Schulausbildung an der Lincoln High School in Portland mit Auszeichnung und wurde aktives Mitglied im jüdischen Gemeinschaftszentrum. Portland war zu dieser Zeit ein Epizentrum der revolutionären Aktivität in den USA. (Wikipedia)


Selbstportrait Mark Rothko

1936 malte Rothko sein einziges klassisches Selbstportrait, in dem er sich als Nachfolger Rembrandts mit vor dem Oberkörper gefalteten Händen inszenierte. Zeit seines Lebens stellte der niederländische Meister einen wichtigen Bezugspunkt für seine Malerei dar. Für ihn war er der erste moderne Maler.

Im September 1936 fand Mark Rothko Anstellung in der Works Progress

Administration. Er begann mit der Malerei.

Am 21. Februar 1938 wurde Marcus Rothkowitz amerikanischer Staatsbürger; im Januar 1940 änderte er seinen Namen in Mark Rothko.

Er war befreundet mit Clyfford Still, einem US-amerikanischer Maler der frühen abstrakten Expressionisten und Teil der New York School. Rothko schätzte seine Farbfeldmalerei

Als Schlüsselwerk bezeichnete er auch Henri Matisses „Rotes Atelier“, welches das Museum of Modern Art 1949 erworben hatte. Nach dem Tod des französischen Malers am 3. November 1954 malte Rothko „Hommage to Matisse“, das einzige Bild der klassischen Phase, das einen beschreibenden Titel hat.

„Hommage to Matisse“


Probleme in der Ehe führten bei Mark 1939 zu depressiven Verstimmungen und er legte eine Mal-Pause ein, las philosophische Texte sowie klassische Dramen. In dieser Zeit entstand der Grossteil seines philosophischen Manuskriptes, das erst viele Jahre nach seinem Tod von seinem Sohn Christopher Rothko unter dem Titel „The Artists Reality“ veröffentlicht wurde.

Rothko setzte sich vermehrt mit mythologischen Themen auseinander. In seinen Arbeiten spiegelten sich die Brutalität und Gräuel des Krieges wider. Er wurde kriegsuntauglich eingestuft auf Grund seiner Augenprobleme. Seine Ehe zerbrach 1943 endgültig, was ihn in eine tiefe Depression stürzte. Er wies sich selbst in eine Klinik ein.

1968 wurde bei Mark Rothko ein mildes Aortenaneurysma diagnostiziert. Trotzdem verzichtete er nicht aufs Rauchen und auf Alkohol, ernährte sich ungesund. Der Arzt riet ihm, keine Bilder mehr über 1 Meter Durchmesser zu malen. Er begann, kleinere Formate zu verwenden und vor allem mit Acryl auf Papier zu arbeiten. In dieser Zeit entstanden seine berühmten „Black on Gray-Paintings“.Als ihn 1969 seine zweite Ehefrau Mell verliess begann er ein Verhältnis mit Rita Reinhard, der Witwe von Ad Reinhardt (1913–1967).


„Black on Gray-Paintings“



Am 25. Februar 1970 nahm sich Mark Rothko im Alter von 66 Jahren das Leben. Er hatte sich in seinem Atelier mit einer Rasierklinge eine Arterie am Ellbogen an seinem rechten Arm aufgeschnitten und zusätzlich eine Überdosis an Barbituraten eingenommen. Sein Assistent fand ihn in der Küche seines höhlenartigen Ateliers in Manhattan, bekleidet in langen Unterhosen und dicken schwarzen Socken. Er hinterliess keinen Abschiedsbrief.

Seine manisch-depressiven Lebensphasen sind in seinen Arbeiten ersichtlich, in seinen Farben nachweisbar.

Mark Rothko gehört zu den wichtigsten Vertretern des Abstrakten Expressionismus, der Farbfeldmalerei. In seinen grossformatigen Werken benutzte er jeweils drei Farben, die er zu monochromen Farbflächen verband.

Zu seinen wichtigsten Arbeiten gehört das "Rothko Chapel"

 

"Rothko Chapel"


Und zur Vervollständigung hier noch eine Frau, die sich der Farbfeldmalerei verschrieb.


Verena Loewensberg, 1912-1986


Vrena Loewensberg kam in Zürich (Schweiz)auf die Welt. In Basel verbrachte sie ihre Kindheit. Nach einer Lehre als Weberin und einer Tanzregieausbildung geriet sie in den Kreis von Künstlern und fand Gefallen am Kreativen. Sie war verheiratet mit dem Designer Hans Coray, von dem sie sie sich später scheiden liess. Während eines kurzen Aufenthalts in Paris nahm sie Kontakt zu namhaften Malern der Moderne. Ihre ersten Zeichnungen entstanden 1935 bis 1937. Die Ölmalerei wurde ihr bevorzugtes Malmedium. Vieles brachte sie sich als Autodidakt selbst bei. In ihrer Arbeit zeigte sich bald ein Hang zur Perfektion. Sie ist die bedeutendste Frau der Zürcher Konkreten.




Mit 24 Jahren nahm Verena Loewensberg mit ihren Werken an der Ausstellung "Zeitprobleme in der Schweizer Malerei" teil. Die Öffentlichkeit war damals noch nicht bereit für die "Moderne Kunst" und lehnte sie geradezu ab. Erst 1950 verkaufte sie ihr erstes Bild. Als geschiedene Mutter von zwei Kindern verdiente sie in der Nachkriegszeit ihr Leben mit angewandten künstlerischen Arbeiten und dem Vertrieb von Wurlitzern und schliesslich ihrem berühmten Jazz-Schallplattenladen. In dieser Zeit begann die lebenslange Freundschaft mit dem Maler Max Bill und seiner Frau Binia.

Verena Loewensberg ist die einzige wirklich bedeutende Frau unter den zahlreichen Männern der Konkreten Kunst. Anders als die männlichen Künstler setzte sie in den Bildern originäre Akzente, spricht in einer persönlichen, eben weiblichen Sprache. Die Formen, Linien und Farben sind akkurat, mit dem Lineal gezogen. Sie bilden eine ästhetische Bildkomposition.


Verena Loewensberg starb 1986 in Zürich. Sie hinterliess über hundert Werke.



ohne Titel von Verena Loewensberg


Ich wünsche allen viel Freude beim Lesen

Katharina

 


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