Hannah Hoech 1889-1978
Raoul Hausmann 1886-1971
Mathilda Maria Petronella Brugman 1888-1958
Sonia Delaunay 1885-1979
Robert Victor Felix Delaunay 1885-1941
Michel Eugène Chevreul 1786-1889
Isabel Quintanilla 1938-2017

Hannah Hoech und Raoul Hausmann
Ist euch schon einmal aufgefallen, dass Frauen auf ihren Selbstportraits oft ernst dreinschauen? Was könnte das bedeuten? Ich habe auch bei mir festgestellt, dass ich auf meinen Selbstdarstellungen ernst, ja fast grimmig dreinschaue und ich vermute, dass es der Konzentration geschuldet ist.
Heute berichte ich über Künstlerpaare, über ihr Leben, ihre Zusammenarbeit und ihre Motivation.
Hanna Hoech 1889-1978


Selbstportrait
Hanna Hoech (Anna Therese Höch), geb. in Thüringen, lebte und arbeitete in Berlin und Den Haag. Sie ist die wohl bedeutendste deutsche Künstlerin der klassischen Moderne. Sie war Malerin, Zeichnerin, Grafikerin, Kunsthandwerkerin und Collage-Künstlerin. Sie bewegte sich zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Im Rahmen der avantgardistischen Berliner Dada-Revolte proklamierte sie 1918 die Fotomontage als neue künstlerische Ausdrucksform und schrieb damit Kunstgeschichte. Lebenslang beschäftigte sie sich mit dem Lebendigen, der Landschaft, dem Blühen und Vergehen, der Geburt und dem Tod.

Selbstportrait von Hannah Hoech
Am Berliner Kunstgewerbemuseum lernte sie den verheirateten Dadaisten Raoul Hausmann kennen und lieben. Zusammen entwickelten sie die zeitkritische Fotomontage. In ihr entfalten sich Stile, Motive und Medien, die von den Wurzeln im Kunstgewerbe über die Dada-Jahre bis zur Nachkriegsmoderne reichen.1924 trennten sich Hanna und Raoul. Hanna ging daraufhin nach Paris, lernte Man Ray und Tristan Tzara kennen, sowie die holländische Schriftstellerin Til Brugman, mit der sie bis 1929 zusammenlebte und arbeitete. 1938 heiratete sie den 21 Jahre jüngeren Handelsvertreter Heinz Matthies, von dem sie sich 1944 scheiden ließ.

Fotomontage von Hanna Hoech und Raoul Hausmann
Mathilda Maria Petronella Brugman

Mathilda Maria Petronella Brugman, genannt Til, war eine niederländische Übersetzerin und Schriftstellerin. Ihr Vater war Vertreter für Weine und Spirituosen, ihre Mutter Hausfrau und eine fanatische Katholikin mit grossem Bekehrungseifer.
Von ihrem Vater hatte Til ihr sprachliches Talent und ihre Sprachbegabung. Vater und Tochter sprachen zusammen fünfzehn Sprachen. Schon als Kleinkind begeisterte sie sich für besondere, ungewöhnliche und schöne Wörter, eine Vorliebe, die später auch ihr Werk auszeichnete. Früh lernte sie lesen, und Literatur spielte immer eine grosse Rolle in ihrem Leben. Zu Hause stand ihr eine Bibliothek mit vornehmlich katholischer Literatur zur Verfügung. Wie sie später sagte, hatte sie aus dieser Zeit genug Stoff zum Träumen und Lesen für den Rest ihres Lebens.
Als ihre Eltern sie nach etlichen Streitereien des Hauses verwiesen, war für sie endlich der Zeitpunkt gekommen, ihrem umfassenden Wissensdrang nachzugeben. In Paris und London studierte sie Psychologie, Sprachen, Literatur, Philosophie und Phonetik. Nebenher arbeitete sie als Fremdsprachenkorrespondentin.
Zurück in den Niederlanden, zog sie 1917 nach Den Haag zu ihrer Freundin Sienna Masthoff, einer angehenden Konzertsängerin und Lehrerin für Sologesang. In dieser Zeit arbeitete Brugman als Handelskorrespondentin und Sprachlehrerin, und es entstanden ihre ersten Klanggedichte, von denen die ersten 1923 in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland veröffentlicht wurden.
Über Mondriaan kam sie mit anderen Mitgliedern der Kunstgruppe De Stijl in Kontakt. Mehr als ein marginaler Platz wurde ihr in dieser Männerkünstlervereinigung allerdings nicht zugebilligt; ihre Übersetzungen wurden anonym veröffentlicht, und sie kümmerte sich um die Finanzen. Ab Anfang der zwanziger Jahre war sie als Handelsreisende für Mondriaan und andere Stijl-Künstler wie El Lissitzky, Hans Arp und Max Bucharz unterwegs und verkaufte deren Werke. Den anti-individualistischen Prinzipien des Stijl blieb sie ihr Leben lang treu.
Durch Kurt und Helma Schwitters lernte Brugman im Sommer 1926 Hannah Höch kennen; sie machten beide sofort grossen Eindruck aufeinander. Nach einer gemeinsamen Reise nach Paris und Grenoble zog Hannah Höch zu Til Brugman nach Den Haag, und Sienna Masthoff zog aus. Viele Reisen führten die beiden Frauen durch ganz Europa, bis sie sich 1929 in Berlin niederliessen. Til Brugman gab auch dort wieder Sprachunterricht und machte Übersetzungen. Sie verdiente damit genug Geld für sie beide, so dass Hannah Höch sich auf ihre Arbeit konzentrieren konnte. Brugman fing an, Grotesken auf Deutsch zu schreiben, in denen sie ihre Freude an der Sprache ausleben konnte. Die Künstlerinnen beeinflußten sich gegenseitig; ihre Zusammenarbeit führte zu zwei gemeinsamen Veröffentlichungen: Von Hollands Blumenfeldern (Atlantis. Länder/Völker/Reisen, Heft 7, Juli 1933) und Scheingehacktes, mit Grotesken von Til Brugman und Zeichnungen von Hannah Höch.
Nachdem die beiden sich 1936 getrennt hatten, blieb Brugman noch drei Jahre in Berlin. 1938 zog sie mit Hans Mertineit-Schnabel zusammen, der Frau, mit der sie 1939 zurück in die Niederlande ging, wo die beiden bis zu Brugmans Lebensende zusammenblieben. Gemeinsam versteckten sie während der deutschen Besatzung in ihrer Amsterdamer Wohnung Juden und andere Illegale. 1940 tauchten sie selber unter und lebten, abgeschieden und sehr ärmlich, in einem Ferienhaus in Breukelerveen, später in Reeuwijk.
Die letzten Jahre waren für Til Brugman ein unablässiger Kampf. Bereits seit Ende der 1930er Jahre litt sie an verschiedenen chronischen Krankheiten, später kamen noch mehrere Herzinfarkte hinzu. Trotzdem blieb die Arbeit der Mittelpunkt ihres Lebens. Solange es noch ging, schrieb sie. Als ihr dies nicht mehr möglich war, entwarf sie noch ganze Romane im Kopf. Ihre Lebenslust war enorm. Ihr Wunsch, bis siebzig zu leben und zu arbeiten, ging nicht in Erfüllung, sie starb zwei Monate vorher.
Verfasserin: Doris Hermanns

Hanna Hoech und Til Brugman
Hanna Hoesch hielt regen Kontakt zur internationalen Avantgardeszene und beteiligte sich 1919 als einzige Frau an der ersten Berliner Dada-Ausstellung anlässlich der ersten Dada Messe.
Unter den Nationalsozialisten erhielt die Künstlerin ein zeitweiliges Arbeits- und Ausstellungsverbot. Sie mietete ein Haus in Berlin-Heiligensee und versteckte dort die Werke ihrer Künstlerkollegen. Nach dem Krieg kehrte sie zurück, engagierte sich im Deutschen Künstlerbund und wurde Mitglied der Akademie der Künste Berlin. Sie begann erneut, sich mit Fotokollagen zu beschäftigen, entwickelte ihre Collage Kunst weiter und entdeckte die abstrakte Malerei für sich.
Heute gilt Hanna Hoech als Dada Pionierin und Wegbereiterin einer jungen Künstlergeneration, die an die Utopien von Dada anknüpfte.
Hanna Hoech war eine der mutigen Frauen, die sich selbst finanzierten, die unabhängig waren und Beziehungen zu beiderlei Geschlecht pflegten.
Raoul Hausmann 1886-1971

Raoul Hausmann war ein österreichisch-deutscher Künstler des Dadaismus, Sohn des Malers Victor Hausmann aus Wien, Österreich.

Selbstportrait von Hausmann (Holzschnitt)
"Er war »Erfinder, Modeschöpfer und Photomonteur, Optophonetiker und Klytämnestra-Komplex-Entdecker, Welteislehre-Verfechter, philosophischer Photograph, photographischer Maler, malerischer Dichter und dichterischer Schauspieler, schauspielernder Erotiker und erotischer Dadaist...«
Dieser treffliche Steckbrief seines Dada-Freundes Hans Richter charakterisiert einen der schillerndsten Künstler von Dada Berlin und der Weimarer Republik. (Wikipedia)
Raoul Hausmann zog im Alter von 15 Jahren mit seiner Familie nach Berlin, wo er die Bekanntschaft der Maler Erich Heckel und Ludwig Meidner machte. 1908 heiratete er die Geigerin Elfriede Schaeffer. Er verfasste eine Vielzahl von theoretischen und satirischen Artikeln für Zeitschriften wie "Der Sturm", "Die Aktion" und "Die Freie Strasse". und war maßgeblich an der Gründung des Berliner Dada-Club beteiligt.
Obwohl er verheiratet war, ging er eine Liaison mit Hanna Hoech ein und entwickelte mit ihr zusammen die innovative Technik der Fotomontage.


zwei Portraits von Hanna Hoech, gezeichnet von Hausmann
1916 entstanden sein Gemälde "Blaue Nackte" und verschiedene Holzschnitte, die er in einem Buch veröffentlichte.
1920 begehen die Eltern von Hausmann Selbstmord.
1923 entstand die Fotomontage mit dem Titel "ABCD". Danach begann er Experimente in der Photographie und im Schreiben.
1933 emigrierte Hausmann über Spanien nach Frankreich, wo er unter dem Einfluss der Surrealisten wieder begann zu malen. Bis 1936 lebte er auf Ibiza.
1934 und 1935 unternahm er Reisen nach Paris, wo er dem Buch "Nus" von Man Ray einige seiner Foto Arbeiten beisteuerte.
1936 entbrannte in Spanien ein Bürgerkrieg. Hausmann emigrierte zunächst nach Zürich, dann Prag und später nach Paris. Raoul Hausmann starb einsam und verarmt am 1. Februar 1971 im französischen Lomiges in Frankreich. Er wurde 84 Jahre alt.

Sonia Delaunay-Terk und Robert Victor Fèlix Delaunay
Sonia Delaunay 1885-1979

Sonia Delaunay-Terk war eine ukrainisch-französische Malerin und Designerin. Sie gilt als Vertreterin der geometrischen Abstraktion. Ihr Geburtsname war Sarah Ilinitchna Stern. Den Namen Sonia Terk, unter dem sie bekannt ist, erhielt sie 1890 nach der Adoption durch ihren Onkel.
Sonia wuchs in St. Petersburg, in einer russisch-jüdischen Familie auf. Sie studierte an verschiedenen Kunstakademien und ging anschliessend, wie viele russische Frauen damals, nach Paris, um der Aufsicht der Familie zu entkommen. Dort ehelichte sie den deutschen Kunsthändler Wilhelm Uhde mit dem sie zwei Jahre verheiratet war. Noch während ihrer Zeit als Ehefrau verliebte sie sich in Robert Delaunay, mit dem sie einen Sohn zeugte. Sonia war in Paris bekannt für ihre Experimentierlust.

Wilhelm Uhde
Ab 1912 entwickelte sie mit ihrem Ehemann Robert Delaunay den sogenannten Orphismus. Hierbei handelt es sich um eine vom Kubismus ausgehende Variante der abstrakten Malerei, bei der vor allem Kreis Gebilde mit Simultankontrasten in bunten Farben auf der Grundlage des Farbsystems des Chemikers Eugène Chevreul geschaffen wurden.

Michel Eugène Chevreul
Geboren: 31. August 1786, Angers, Frankreich
Verstorben: 9. April 1889, Paris, Frankreich

Michel Eugène Chevreul (in seinem 100. Lebensjahr)
Michel Eugène Chevreul war ein französischer Chemiker, Grundlagenforscher auf dem Gebiet Fettsynthese, Begründer der Fettchemie und der modernen Theorie der Farben.
Bis zu seinem 102. Geburtstag verfasste er Artikel und nahm regelmäßig an Sitzungen der Académie des Sciences teil. 1889 starb er im Alter von 102 Jahren. Wikipedia
Wichtige akademische Stationen im Überblick
Das Ziel des Systems besteht darin, die Gesetze der Farbkontraste zu finden. Natürlich hatte spätestens Leonardo da Vinci bemerkt, dass sich Farben gegenseitig beeinflussen, wenn sie nebeneinander gesehen werden, aber es war dann erst Goethe, der gezielt auf die dazugehörenden Kontraste aufmerksam gemacht hat. Chevreul konstruiert einen 72-teiligen Farbenkreis, dessen Radien neben den drei Primärfarben Rot, Gelb und Blau drei primäre Mischungen Orange, Grün und Violett und sechs weitere sekundäre Mischungen darstellen. Die dabei auftretenden Sektoren werden in jeweils fünf Zonen und alle Radien in 20 Abschnitte unterteilt. Hier finden sich die verschiedenen Stufen der Helligkeit.

Sonia Delaunay

Selbstportrait von Sonia Delaunay

Theaterkostüme von Sonia Delaunay
Stoffe, Vorhänge, Möbel, Theateraufführungen, Bücher, Kirchenfenster, Kartenspiele, Teller, Autos – während der ersten 75 Jahre des vorigen Jahrhunderts war praktisch nichts davor sicher, von Sonia Delaunay auf eine einmalige und aufregend neue Weise gestaltet, zu einem Kunstwerk zu werden. Bis in das hohe Alter gelang es ihr dabei, zeitlos modern und »Avantgarde« zu sein.
Sie starb 1979, mit 94 Jahren, friedlich in ihrem Atelier
Während des Ersten Weltkriegs 1914 bis 1918 hielten sich Sonia und Robert Delaunay in Spanien und Portugal auf, wo sie sich mit dem portugiesischen Maler Amadeo de Souza-Cardoso anfreundeten.
Nach dem Tod ihres Mannes 1941 arbeitete Sonia eng mit Sophie Täuber und Hans Arp zusammen.1975 wurde sie mit der Mitgliedschaft in der französischen Ehrenlegion ausgezeichnet. 1976 vermachte sie ihr gesamtes graphisches Werk dem Centre Georges Pompidou.

Bal Bullier von Sonia Delauney (Der Bal Bullier war ein berühmter Tanzpalast in Paris, der von 1847 bis 1940 für seine Besucher – unter anderem für Studenten, Angestellte und Künstler wie Ida Gerhardi, Robert und Sonia Delaunay – einen Raum für tänzerische Aktivitäten und weitere Freizeitgestaltungen bot).
Robert Victor Felix Delaunay 1885-1941

Robert Victor Felix Delaunay, französischer Maler der Avantgarde begann autodidaktisch im Stil des Neoimpressionismus bevor er zum orphischen Kubismus (genannt Orphismus) fand, dessen Hauptvertreter er wurde.
Ziel des Orphismus war es, der reinen Musik eine reine Malerei entgegenzusetzen. Durch ihre bedeutenden Beiträge zur Entwicklung einer abstrakten Malerei (insbesondere der Geometrischen Abstraktion) wird Sonia Delaunay noch heute nicht nur als eine der ersten weiblichen Vertreterinnen, sondern vielmehr als bedeutende Wegbereiterin dieser neuen Kunstrichtung angesehen.

Selbstportrait von Robert Delaunay
Vielen bekannt sind seine abstrakten Werke in denen er, in der Serie "Rythmes, Kreise und Scheiben entwarf.

von R. Delaunay
Spruch von Moses Joseph Rot, österreichischer Erzähler und Journalist (geb. 1894 in Brody, Ostgalizien - Österreich-Ungarn; gest. 1939 in Paris)

Joseph Roth
Gruß Katharina
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