Keith Haring
Keith Haring 1958-1990
Angel Ortiz 1967
Fernand Leger 1881-1955
Erich Heckel 1883-1970
Karl Schmidt Rottluff 1884-1976
Gedichte an die Wand gesprüht
Eine einzige Stunde frei sein!
Frei, fern!
Wie Nachtlieder in den Sphären
Und hoch fliegen über den Tagen
möchte ich
und das Vergessen suchen---
über das dunkle Wasser gehen
nach weißen Rosen,
meiner Seele Flügel geben
und, oh Gott, nichts wissen mehr
von der Bitterkeit langer Nächte,
in denen die Augen groß werden
vor namenloser Not.
Tränen liegen auf meinen Wangen
aus den Nächten des Irrsinns,
des Wahnes schöner Hoffnung,
dem Wunsch, Ketten zu brechen
und Licht zu trinken---
Eine einzige Stunde Licht schauen!
Eine einzige Stunde frei sein!
Ingeborg Bachmann
Als die 16-jährige griechische Berufsschülerin für Malerhandwerk Calliope im
Rahmen einer Preisverleihung in einem Nürnberger Kindertheater dieses
Gedicht von Ingeborg Bachmann vortrug, zog sie die Zuschauer vollkommen
in ihren Bann. Sie trug das Gedicht nicht nur vor, sondern sie öffnete für einen
kurzen Moment die Tür zu ihrer Seele.
Keith Haring 1958-1990
Selbstportrait
Keith Allen Haring war ein US-amerikanischer Künstler, ein Vertreter der Pop Art der 1980er Jahre. Unverkennbar ist sein Malstil, der sich durch klare Linien und Flächen auszeichnet. Sein Publikum fand er vor allem in der Graffiti-Szene durch Schriften auf Wänden und Bürgersteigen. Er begann, tags (Schlagwörter, Etiketten) auf dunklen Werbeflächen zu hinterlassen.
Haring wuchs in Kutztown, im US-Bundesstaat Pennsylvania, auf. Schon früh wurde er durch seinen Vater, der mit ihm Comics zeichnete, der Kunst zugeführt und hatte schon 1978 seine erste Einzelausstellung in Pittsburgh. Zu seinen Bekannten zählten Künstler wie z.B. Kenny Scharf und Jean-Michel Basquiat.
Zusammen mit dem Künstler Ortiz, kurz L.A.II, einem Puerto-Ricaner, bemalte er Büsten berühmter Skulpturen (z.B. David von Michelangelo). Es entstanden labyrinthische Bilder, in denen alle Zwischenräume ausgefüllt wurden.
Die Zusammenarbeit mit Angel Ortiz ermöglichte Haring den internationalen Durchbruch: Er erhielt Einladungen nach Rotterdam und Amsterdam und nahm an der Documenta 7 in Kassel teil. Er lernte Andy Warhol kennen und freundete sich mit ihm an. Für Warhol malte er eine "Andy Mouse", eine Mischung aus Andy Warhol und Mickey Mouse. Er bemalte mit weisser Tafelkreide die Werbeplakate in der New Yorker U-Bahn, sog. Subway Drawings mit seinen typischen Linienbildern. Manchmal entstanden 30 Drawings am Tag.
Er engagierte sich bei vielen Benefiz Veranstaltungen, u.a. für die Aids Vorsorge, bevor er selbst an dieser Immunschwäche erkrankte und 1990 starb.
Subway Drawing
"Die Hochzeit von Himmel und Hölle" von K. Haring
Angel Ortiz, (L.A.II) 1967
L.A.II (Ortiz) Geb.1967 in New York
Angel Ortiz, genannt L.A.II, ist ein Grafitti Künstler, geb. in Puerto Rico 1967
Im Alter von dreizehn Jahren erregten seine U-Bahn-Tags die Aufmerksamkeit von Keith Haring. Haring wurde, Berichten zufolge, von Ortiz' Kunst inspiriert und die beiden begannen zusammenzuarbeiten. Im Alter von sechzehn hatte Ortiz Kontakt zu Basquiat und Andy Warhol.
In den frühen 1990er Jahren wurden Ortiz' Beiträge von haring und der Kunstwelt weitgehend vergessen und ignoriert, was Clayton Patterson, ein in Kanada geborener Künstler, Fotograf, Videofilmer und Volkshistoriker als Rassismus beschrieb. Ortiz wurde heroinsüchtig und sass wegen Besitzes des Rauschgifts acht Monate im Gefängnis. Zwischen 1987 und 2002 wurde Ortiz mindestens neunmal festgenommen.
"Love" von Angel Ortiz
2016 wurde L.A.II auf Grund mehrerer Delikte erneut verhaftet und musste für sieben Jahre ins Gefängnis. Eigentlich sollte er nun wieder in Freiheit sein.
geschaffen von Keith Haring und L.A.II
Fernand Leger 1881-1955
Fernand Léger war ein französischer Maler, Bildhauer, Grafiker, Keramiker und Filmregisseur. Sein Frühwerk wird dem Kubismus zugeordnet.
Selbstportrait von Fernand Léger
Léger begann als Architekturzeichner in Paris und belegte nebenbei Kurse in Malerei an der École des Art. Er drehte Filme, fertigte Mosaiken und Glasfenster und war Autor der Zeitschrift "Gegenstand", die sich dem Dialog von Künstlern verschiedener Nationalitäten verschrieben hatte. Er schloss sich der "Puteaux-Gruppe" an, die dem Kubismus zuzurechnen ist. Besonders beeinflussen liess er sich von Picasso und Georges Braque. Seine Arbeiten durfte er bei dem Galeristen Daniel-Henry Kahnweiler ausstellen, der ihn auch entdeckte und bekannt machte. 1908 eröffnete er in Paris ein Atelier gemeinsam mit Henri Laurens, Marc Chagall, Guillaume Apollinaire und anderen.
Werke von Fernande Lèger
1914 wurde Léger bei einem Kriegseinsatz verwundet und starb beinahe bei einem Senfgas- Angriff. Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich sein malerischer Stil hin zu figurativen Elementen. Von 1919 bis 1950 war er verheiratet mit Jeanne-Augustine Lohy.
Jeanne Augustine Lohy
1937 wurden insgesamt 6 seiner Bilder aus verschiedenen Museen beschlagnahmt und als entartetet Kunst angesehen. 1952 heiratete er Nadja, von der er 1955 wieder geschieden wurde. Auf der Biennale von São Paulo erhielt er Anfang 1955 den Malerpreis. Bald darauf verstarb er in seinem neu eingerichteten Atelier in Gif-sur-Yvette bei Paris.
Nadia Lèger
Nadia Lèger war eine in Weissrussland geborene Malerin, die Anfang der 1970er Jahre eine abstrakte Serigraphie schuf, die heute als Meisterwerk des russischen Konstruktivismus gilt. Sie widmete diese ihrem Ehemann Fernand Leger.
Ausschnitte aus Werken von Nadia Khodasevich-Leger
Erich Heckel 1883-1970
Erich Heckel, deutscher Maler des Expressionismus, verlebte seine Kindheit im Erzgebirge. Er ging mit dem Nachbarsbub Karl Schmidt Rottluff zur Schule, mit dem er auch befreundet war und der gleichen Leidenschaft, dem Malen frönte. Noch mehr war er allerdings an Literatur interessiert. Während seiner Ausbildung an der technischen Hochschule Dresden lernte er Ernst Ludwig Kirchner und Fritz Bleyl kennen. Alle vier schliessen sich zusammen zum gemeinsamen künstlerische Schaffen. 1905 gründen sie die Künstlergrppe "Die Brücke". Es entstehen die ersten Holzschnitte, die schon bald in Ausstellungen zu sehen sind.
Erich Heckel, der Architektur studierte, brach das Studium, ab um sich voll der Malerei zu widmen.
Selbstportrait
Max Pechstein, der Schweizer Cuno Amiet und Emil Nolde (dieser nur bis November 1907) traten als aktive Mitglieder der Gruppe bei. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten. Man erstellte alljährlich eine Mappe mit Originalgraphiken, die guten Absatz fanden, Ausstellungen folgten.
Heckel verbrachte einen längeren Aufenthalt mit seinem Freund Karl Schmidt Rottluff im Seebad Dangast, dessen Landschaft ihn zum Malen anregte. Zurück in Dresden richtete er sich ein Atelier über der elterlichen Wohnung ein. Es entstanden die ersten Lithographien. Er übte gemeinsam mit Kirchner an den Modellen Fränzi und Marcella das Zeichnen von Bewegungen im Freien. Oft arbeiteten beide am gleichen Motiv.
Fränzi um 1910 (Foto von Ernst Ludwig Kirchner)
Auf einer Reise nach Italien entstanden zahlreiche Zeichnungen.
1910 trat Otto Müller der "Brücke" bei. Mit ihm verband Erich eine lebenslange Freundschaft.
Heckel lernte die Tänzerin Milda Georgi kennen, die 1915 unter dem Namen Siddi seine Ehefrau wurde.
Siddi
Erich bezog mit Siddi eine Dachwohnung in Dresden, deren Dürftigkeit sie mit selbst gebatikten und bemalten Stoffen verkleideten.
1912 hielt sich Heckel in Berlin auf, da dort das künstlerische Leben intensiver war. Hier lernte er Franz Marc und August Macke kennen, sowie Lyonel Feininger, mit dem er lebenslang befreundet blieb. Auch Walter Kaesbach, Assistent an der Nationalgalerie Berlin wurde zu einem Verbündeten und Sammler seiner Arbeiten.
1913 führten Spannungen in der Gruppe zur Auflösung von "Die Brücke".
Heckels Ehefrau Siddi erkrankte schwer.
Der erste Weltkrieg brach aus und Heckel liess sich beim Roten Kreuz zum Pfleger ausbilden. Zu Beginn leistete er Sanitätsdienst an Schwerverletzten in einem Berliner Lazarett, wurde dann mit weiteren Helfern nach Flandern verschickt. Hier begegnete er u.a. Ernst Moritz, der Heckels Interesse an der Literatur durch intensive Lektüre von Hölderlin und Jean Paul förderte.
Nach dem Waffenstillstand1918 wurde Heckel aus dem Militärdienst entlassen und kehrte nach Berlin zurück.
Heckel erwarb mit Siddi ein Bauerhaus mit Umschwung an der Flensburger Förde, das direkt über der Steilküste lag. Dort errichtete er sich im Dachstuhl ein Atelier, welches er mit Wandbildern ausstattete.
Nach wie vor reiste er gerne in die bayrischen und Schweizer Alpen oder auch in die Provence und die Gegend um Bordeaux. Es entstanden viele Landschaften, Hafen-und Städteansichten.
neben dem Malen beschäftigte sich Heckel mit dem Holzschnitt.
1937 verhängte man über ihn ein Ausstellungsverbot. 746 Arbeiten von ihm wurden aus den Museen entfernt auf Grund der Säuberungsaktion. Heckel begann, einige Werke aus seinem Besitz in verschiedene Depots auszulagern, u.a. in einem Salzbergwerk Stollen bei Neustrassfurt. Am 3. Januar 1944 wurde seine Atelierwohnung mitsamt der darin befindlichen Arbeiten durch eine Brandbombe vernichtet. Er konnte in einem Sommerhaus am Bodensee, das einem Architekten gehörte, unterkommen.
Kurz nach Kriegsende begann Heckel, einige zerstörte Bilder erneut zu malen und erstellte Lithografien, die er mangels Druckerpresse, auf Gartentrittplatten von Hand druckte.
Heckel wurde als Professor für Malerei an die nach dem Krieg wiedereröffnete Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe berufen. An seinem 70. Geburtstag ehrte man ihn mit einer Retrospektive und wählte ihn im wieder gegründeten „Deutschen Künstlerbund“ zum Vorstandsmitglied.
Die Familie bezog ab 1953 ein kleines Haus in Hemmenhoven. Erich begann erneut zu reisen, wobei neue Arbeiten entstanden. Er starb 1970 in Radolfzell am Bodensee.
Karl Schmidt Rottluff 1884-1976
Karl Schmidt-Rottluff war ein deutscher Maler, Grafiker und Plastiker und ist einer der wichtigsten Vertreter des Expressionismus. Er wurde 1884 in der Mühle seines Vaters, Friedrich Schmidt, in Rottluff, Chemnitz, DE, geboren. 1905 übernahm er den Namen seines Geburtsortes. Er studierte zuerst Architektur an der Technischen Hochschule Dresden.
Mit 21 Jahren gründete er zusammen mit weiteren Autodidakten wie: Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl und Erich Heckel die Künstlergruppe "Die Brücke", der 1907 die Hamburger Kunsthistorikerin Rosa Schapire als passives Mitglied beitrat.
Eine Künstlergemeinschaft, 1926. Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner, mit Otto Mueller, Kirchner, Erich Heckel, Schmidt-Rottluff
1913 löste sich "Die Brücke" auf.
"Mann mit Zigarre" Selbstportrait
Karl Schmidt-Rottluff beteiligte sich an verschiedenen Ausstellungen in Berlin, München und Köln. Nachdem sich "die Brücke" aufgelöst hatte wurde er Mitglied der "Neuen Secession" in Berlin, wo er seine erste Einzelausstellung verwirklichte.
Zu Beginn malte er vorwiegend impressionistische Landschaften von Norddeutschland und Skandinavien. Später nahmen seine Bilder graphische Motive auf.
Während des ersten Weltkrieges war er Armierungssoldat in Litauen und Russland.
Nach Kriegsende heiratete er 1919 Emy Frisch.
Emy
Nach dem Krieg gestaltete er mit Rosa Schapire und Wilhelm Niemeyer die Kunstzeitschrift "Die rote Erde".
Im Jahr 1937 wurden 608 Werke von Schmidt-Rottluffs aus den deutschen Museen als „Entartete Kunst“ beschlagnahmt. Bei der Gemäldeverbrennung am 20. März 1939 im Hof der Berliner Hauptfeuerwache wurden mehrere seiner Werke vernichtet. Im Jahr 1941 wurde er aus dem Berufsverband ausgeschlossen und erhielt Malverbot.
Trotz Malverbot entstanden zahlreiche Aquarell Landschaften von Niederschlesien, die er vorwiegend an Freunde verschenkte. Nachdem seine Berliner Wohnung durch Brand zerstört war, zog er zurück nach Chemnitz-Rottluff.
1931 wurde Karl Schmidt-Rottluff als Mitglied an die Preußische Akademie der Künste berufen, aus der er jedoch bereits zwei Jahre später wieder durch Max von Schillings zum Austritt genötigt wird, 1947 Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg. Er erhielt zahlreiche Ehrungen und Preise, u.a. den "Lovis-Corinth-Preis".
"Selbstportrait" (Holzschnitt) "Frau mit offenem Haar" (Holzschnitt)
Emy und Karl Schmidt-Rottluff starben 1975 und 1976 im Abstand von wenigen Monaten in West-Berlin. Die Grabstätte in Westberlin gehört zu den Ehrengräbern des Landes Berlin.
"Das blaue Haus"
Schmidt-Rottluffs jährliches Urlaubs- und Arbeitsdomizil von 1932 bis 1972
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