Japanreise
Japan mit meinen Augen gesehen
Mein heimlicher und lang ersehnter Wunsch, einmal Japan zu erleben und vor dem Fudschijama ( Mount Fuji )zu stehen, hatte sich im Spätsommer 2019 erfüllt. Ich möchte hier eigentlich nicht generell über die Menschen und ihre Traditionen berichten, denn das können Andere besser. Mein Interessengebiet ist die Kunst im Sinne von Malerei und Fotografie und ich möchte hiermit aufzeigen, was mir ganz persönlich auffiel und mein Interesse weckte. Natürlich ist diese Sichtweise subjektiv, also Ansichtssache. Aber vielleicht kann ich den einen oder anderen damit begeistern.
Im Land der aufgehenden Sonne, wie sie auf dem Banner erscheint und wie sie sich mir auf dem langen Flug dorthin, mitten in der Nacht zeigte, treffen hier Traditionen und Moderne aufeinander.
In der Gestaltung ihrer Gärten pflegen die Japaner allerdings bis heute die traditionelle Kunst. Sie lieben es, die Natur nach ihrer Vorstellung zu formen, ohne allzu stark einzugreifen.
Ausblicke und Durchblicke erlaubten es mir, in diese Intimität einzudringen.
In der EDO-ZEIT, im 17.Jahrhundert, begann man klassische Elemente der japanischen Architektur mit Neuerungen zu versehen. Man legte Gärten an mit sog. "Mondbetrachtungs-Verandas". (Tsukimi-dai) Die tragenden Teile bestanden aus Holz, bzw. flexiblem Holzfachwerk, die Wandflächen dazwischen aus möglichst leichtem Material. Was zur Folge hatte, dass diese "Volkshäuser" (Minkas) häufig abbrannten. Oft gingen ganze Strassenzüge in Flammen auf.
Gärten und öffentliche Anlagen haben etwas Verwunschenes. Auf Grund des feuchten Klimas sind Mauern und Steine mit Moos überwuchert. Die Natur darf hier gestalten.
Auch rund um ihre Wohnhäuser vermeiden die Japaner allzu starke Eingriffe.
Es ist mehr ein Unterstützen oder auch Hervorheben von gewachsenen Strukturen. Altes Gemäuer, architektonische Besonderheiten werden ans Licht gebracht, Pflanzliches gekonnt kombiniert mit künstlichen Materialien.
In der Blumensteckkunst "Ikebana", auch "Ka dò" (Weg der Blumen) genannt, findet dieses Arrangieren Ihre Vollendung. Früher gehörte diese "lebende Kunst" zur Ausbildung jeder Frau. Sie hat heute auf der ganzen Welt ihre Liebhaber.
Oft schafft die gewachsene, unberührte Natur die schönsten Kunstwerke. Man muss sie nur entdecken und sie zu schätzen lernen. Sie ist in ihrer Reduktion in Farbgebung und Komposition häufig von bestechender. Modernität. Rindenstrukturen und versteinerte Baumstümpfe haben ihren Reiz.
Es ist erstaunlich wie sich Holz mit der Zeit verändert und geradezu dekorativ wird durch Verwitterung oder andere Einflüsse.
An den defekten Stellen alter japanischer Häuser wird deren Bauweise sichtbar. Ihre Strukturen erinnern mich an die handgeschöpften Papiere, die ich für die Herstellung meiner Holzdrucke verwende.
Hier verwischen sich die Grenzen zwischen Architektur, Natur und Kunst.
Die Holzschnittkunst bezeichnet eine bestimmte Art von Druckgrafik, die in Japan seit dem 8. Jahrhundert bekannt ist, allerdings sich erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts grosser Beliebtheit beim Volk erfreute.
Sie war im Gegensatz zu Bildern schon für den Preis eines Mittagessens zu erhalten.
In Europa wurde man erst 1862 bei der Weltausstellung in London und Paris auf diese "Buchdruckerkunst" aufmerksam. Dann allerdings entfachte sie bei den hiesigen Künstlern ein Feuer.
Die Schöpfung der Papiere, meist aus der "Kozufaser", ist aufwendig. Sie sind dafür auch sehr reissfest. Ich konnte nicht widerstehen und habe mir einige Bögen mitgebracht.
Das bekannteste Sujet in der westlichen Welt ist wohl "Die grosse Welle vor Kanagawa" vom japanischen Künstler "Hokusai".
Im Hintergrund ist der heilige Berg "Mount Fuji " zu erkennen.
" Utagawa Hiroshige"
"Hokusai" und "Hiroshige"sind wohl von einer Vielzahl japanischer Künstler die bekanntesten in Europa.
Meine eigenen Versuche mit dem Holzschnitt bewegen sich vorwiegend im abstrakten Bereich. Seit meiner Ausbildung an der Schule für Gestaltung in Zürich in den Jahren 1987-1998 fasziniert mich der Holzschnitt mit seinen vielen Variationsmöglichkeiten.
Neben dem Holzschnitt existiert in Japan eine grosse Breite an künstlerischen Ausdrucksformen. An der Kalligrafie (Kunst des Schönschreibens) versuchen sich die westlichen Künstler immer wieder. Sie rreichen allerdings nicht annähernd die Fertigkeit.
Die Landschaftsmalerei ("Sumi-e Painting") mit Tusche und Aquarellfarben auf Papier oder Seide ist eine weitere bekannte Kunstform.
Ein beliebtes Motiv sind Fische, die als Glücksbringer bezeichnet werden und Vögel, welche die Japaner meisterhaft wiedergeben können.
Die stilisierte 16 blättrige Chrysanthemen Blüte dient als nationales und kaiserliches Siegel Japans. Sie ist somit die Blume des Kaiserhauses und ziert sogar die Hülle des japanischen Passes.
Aus ihnen gewinnt man einen Tee, den Chrysanthemen Blütentee "GONG-JU". Die beste Sorte stammt vom berühmten gelben Berg, dem HUANGSHAN. Schon in der Antike hatte dieser eine wichtige Bedeutung und war vor allem am Hofe der Qing Dynastie sehr begehrt.
Heute ist der HUANGSHAN ins UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen.
Die älteste Kunst ist die Keramik, wobei sich die Japaner auch einen Namen gemacht haben in der Schwertschmiedekunst sowie im Töpfern und im Erstellen von Holzskulpturen.
Ihrer Kunst liegen die besonderen Prinzipien der Ästhetik zu Grunde.
Wandleuchten
Besonders kunstvolle Schmiedekunst entdeckt man in den Städten wenn man die Augen auch einmal auf den Boden lenkt.
Hier sind nur ein paar ausgesuchte Exemplare, die mir gut gefielen. Hinter diesen " DOLOLOGYS " steht ein Verein, der sich auch der Pflege dieser Tollendeckel annimmt.
In den letzten Jahren macht die Papierfaltkunst (Origami) viel von sich reden.
Unzählige kleine Schwäne reihen sich zu bunten Gebetsketten aneinander und gehören zu buddhistischen Opferriten.
Über 3000 Papierlaternen schmücken das Lichterfest.
Traditionen werden hochgehalten. Aber es ist auch viel Raum für moderne Kunst vorhanden.
Japan beherbergt viele Museen und hat eine Vorliebe für westliche Künstler.
Neben der traditionellen Kunst begeistern sich die Japaner auch sehr für die Moderne. Die vielen Parks und Museen beherbergen eine grosse Anzahl an Skulpturen westlicher Künstler, wie auch "Picasso", "Hans Arp", "Niki de Saint Phalle" und viele andere mehr. Das "Hakone Open-Air Museum" z. B. besitzt sogar einen eigenen Picasso Pavillon.
Im "Benesse House" befinden sich neben einheimischen Künstlern u. a. Werke von "Giacometti", "Tom Wesselmann", "Cy Twombly", "Robert Rauschenberg" und "Sam Francis", im "Chi Chu Art Museum", gestaltet und erbaut von Tadao Ando, sind grossartige Arbeiten von "Claude Monet", "Walter de Maria" und "James Turell" zu sehen. Um sie betrachten zu können muss man sich allerdings der Schuhe entledigen.
Ein Werk von Vincent van Gogh
Berthe Morisot Pierre Bonnard
Odilon Redon
Die Jungen unter den Künstlern erschaffen am liebsten monumentale Skulpturen und man gibt ihnen auch die Möglichkeit, diese zu präsentieren, wie hier in "Naoshima". Die Künstlerin dieses Kürbisses hat sich sich freiwillig in die Psychiatrie einweisen lassen wo sich seitdem lebt und arbeitet, vorwiegend an der Gestaltung von Kürbissen.
Eine ganze Insel wird für den Sommer in ein Freilichtmuseum verwandelt.
Nicht zu vergessen sind die Lichtkünstler, die, wie zurzeit überall auf der Welt, Hochsaison haben.
Und da sind auch noch die elektronischen Spielzeuge, die man als technische Meisterwerke bezeichnen darf.
Die Grossstädte mit ihren Leuchtreklamen übertreffen diese jedoch bei Weitem.
Erwähnen möchte ich auch die Liebe der Japaner zu Comicfiguren, u.a. den "Mangas", die mich jedoch weniger begeistern.
Wenn eine alte Welt auf eine neue trifft, ist der Übergang selten harmonisch. Mir erscheinen die Kontraste in Japan besonders stark. Die Welt ist laut geworden auch im Sinne von Farben.
Was ich von Japan erwartet habe ist übertroffen worden. Die Fülle an Eindrücken war überwältigend. Der heilige Berg hat sich mir in all seiner Schönheit gezeigt und wird mir unvergessen bleiben. Er war das perfekte Kunstwerk.
In der Ferne
Der Fuji wolkenlos
Heiter
Haiku von Wakayama Bokusui